Woelki: Erstaunt, dass Bätzing Sexualmoral-Text weiter verwenden will
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich erstaunt darüber gezeigt, dass Bischof Georg Bätzing den bei der vierten Synodalversammlung abgelehnten Sexualmoral-Grundtext weiter verwenden will. Bätzing habe in der Vergangenheit immer wieder betont, dass ein Text nicht mehr verhandelt werden könne, nachdem er durchgefallen sei, sagte Woelki der Würzburger "Tagespost" in einem Interview laut Vorabmeldung (Mittwoch). In der Klausurtagung der Bischöfe nach der Abstimmung in Frankfurt habe der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) das noch einmal betont.
Dass über den Text zudem bei der laufenden Herbst-Vollversammlung der DBK in Fulda erneut gesprochen werden solle, habe er ebenfalls nicht verstanden, so Woelki. "Der Text ist aus meiner Sicht nicht vereinbar mit dem, was Glaube und Lehre der Kirche ist", sagte der Kardinal. Insgesamt glaube er, dass Überzeugungen auf dem Synodalen Weg "mit dem Glauben und der Lehre der Kirche" im Dissens stünden. "Ich erhoffe mir, dass wir in dem großen Synodalen Prozess, den Papst Franziskus ins Leben gerufen hat, Antworten auf die Fragen finden, die hier bei uns umstritten sind", so Woelki. "Dort, wo innerhalb des deutschen Synodalen Weges Uneinigkeit besteht, müssen wir im Einklang mit dem Papst und der Universalkirche bleiben."
Der Erzbischof kritisierte zudem die namentlichen Abstimmungen bei der jüngsten Synodalversammlung. In der Satzung des Synodalen Wegs sei das Recht auf eine geheime Abstimmung garantiert und das entspreche der gängigen kirchlichen Praxis: "Ich halte das auch für den angemessenen Weg, um einer verantworteten Gewissensentscheidung gerecht zu werden und die notwendige Freiheit und Unabhängigkeit zu gewährleisten", so Woelki. Bei der Synodalversammlung einem Antrag von fünf Personen, die das Recht auf geheime Abstimmung forderten, durch die Interpretationskommission nicht stattzugeben, sei nicht korrekt gewesen.
Woelki: Vatikan und NRW werden Streit um KHKT klären
Weiter äußerte sich der Kardinal zur umstrittenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), an der er festhalten will. Er gehe davon aus, dass die Frage der Priesterausbildung an der KHKT zwischen der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (NRW) und dem Heiligen Stuhl zeitnah gelöst werden könne, so Woelki. Etwa dreißig Erstsemester hätten sich für das Wintersemester angemeldet. Für den Erzbischof ein Zeichen dafür, dass "diese Hochschule mit ihrem Profil Zukunft hat". Die KHKT solle weiter aufgebaut werden und "für die Kirche in Deutschland und darüber hinaus einen wichtigen Dienst" wahrnehmen.
Die NRW-Landesregierung hatte jüngst in einer Erklärung darauf gepocht, dass die KHKT keine Priester des Erzbistums Köln ausbildet. Woelki betonte nun, dass man nach der Erklärung keine Priesteramtskandidaten an die Hochschule schicken werde. "Wir befinden uns ja nicht im Kulturkampf." Zugleich glaube er, dass man sich über die entsprechenden Festlegungen im Preußenkonkordat einigen könne. "Generell scheint die Interpretation des Konkordats divers", so der Kardinal. Experten wie der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier beurteilten die Frage der Priesterausbildung zum Beispiel in dem Sinne, dass sie durchaus an der KHKT möglich sei. Es stelle sich "die Frage, wie sehr die Zusagen in den Konkordaten in Stein gemeißelt sind", so Woelki. (tmg)