Zulehner: Bischofsamt muss sich vom Absolutismus befreien
Der Wiener Theologe Paul Zulehner plädiert im Konflikt um den geplanten Synodalen Ausschuss für eine neue Amtskultur. Nach der Intervention aus Rom gebe es noch keine Lösung für die Frage, wie alle an Entscheidungen beteiligt werden können. Es gehe um die Frage, wie diese schon vom Zweiten Vatikanischen Konzil beschlossene und von Papst Franziskus aufgegriffene Partizipation mit der "ebenso unbestrittenen Autorität des Amtes" zusammengebracht werden könne, sagte Zulehner laut der Wiener Presseagentur "Kathpress" (Donnerstag) in einer Radiosendung.
Der Theologe kritisierte das bis heute vorherrschende Amtsverständnis der Bischöfe, das auf das Erste Vatikanische Konzil und "den damals herrschenden Absolutismus" zurückgehe. Das Zweite Vatikanische Konzil habe "dieselbe Logik des Absolutismus übernommen", was dazu führe, dass sich Bischöfe immer auf ihr eigenes Ermessen berufen könnten. Es brauche daher die nachhaltige Beratung und die unverzichtbare Sorge um die Einheit der Kirche, so Zulehner. Und: "Die Lösung liegt nur in einer völlig neuen Amtskultur, die von ihrem Absolutismus entfärbt wird".
Hintergrund der Kritik des Wiener Theologen ist eine Intervention aus Rom zur geplanten Abstimmung über das Statut des Synodalen Ausschusses bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Augsburg. Kurz zuvor war ein Brief dreier Kurienkardinäle bekannt geworden. Darin bekräftigten die Kardinäle ihre Skepsis gegenüber dem Reformweg der Kirche in Deutschland. Sie forderten die deutschen Bischöfe auf, die geplante Abstimmung von der Tagesordnung zu nehmen. Die Bischöfe kamen dieser Bitte nach. Zu weiteren Gesprächen werden sich die deutschen Bischöfe Mitte März mit Vertretern der römischen Kurie treffen. (mtr)