Auftakt der Weltsynode mit Impulsen zu Offenheit und Einheit
Zwei ausführliche theologische Impulse bildeten am Montag den Auftakt zur Weltsynode der katholischen Kirche. Der englische Dominikanerpater Timothy Radcliffe warb in seinem Beitrag am Montagvormittag für eine zuhörende Kirche. Die Weltsynode mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus allen Kontinenten nimmt am Mittwoch ihre Beratungen auf. Dabei geht es insbesondere um neue Formen der Beratung und Entscheidungsfindung innerhalb der Kirche und mehr Mitsprache für Nichtgeistliche.
Wie das Portal Vatican News berichtete, rief Radcliffe dazu auf, als Kirche in einer von Dunkelheit und Spaltung gezeichneten Welt präsent zu sein. Der Theologe sprach über die Bedeutung von Fragen bei der Suche nach Glauben. "Tiefe Fragen suchen nicht nach Informationen, sondern laden uns ein, auf eine neue Weise zu leben und eine neue Sprache zu sprechen", sagte er. Eine Kirche, die Angst vor Fragen hätte, wäre eine tote Kirche. In seiner Ansprache ging Radcliffe auch auf die Rolle der Frauen in der Kirche ein. Die Gestalt von Maria Magdalena in der Bibel zeige, dass die Kirche auf die Stimmen der Frauen und der Menschen am Rande der Gesellschaft hören müsse. "Ohne sie wären sie (die Jünger) nicht zum Grab gegangen", sagte er. "Sie verkündet, dass der Herr auferstanden ist".
Die Menschen am Rande ins Zentrum stellen
Am Morgen hatte die Benediktinerin Maria Grazia Angelini über die Frage gesprochen: "Wie können wir eine missionarisch-synodale Kirche sein?" Sie betonte, dass Jesus das beste Vorbild für die Mission der Kirche sei. Sein Umgang mit Kindern und Benachteiligten sei eine Richtschnur für jeden Christen. Die Antwort auf die Frage "Wie können wir eine missionarisch-synodale Kirche sein?" müsse daher lauten: Indem wir diejenigen ins Zentrum stellen, die sonst an den Rand gedrängt werden.
Der synodale Weg des gemeinsamen Zuhörens, Beratens und Entscheidens solle dazu beitragen, dass die Kirche inklusiver und offener werde – insbesondere für jene, die an den Rändern von Gesellschaft oder Kirche stehen. Alle Glieder der Kirche – nicht geweihte Gläubige, Geistliche und Ordensleute – müssten einbezogen werden, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Zu den aktuellen Herausforderungen zählte sie unterschiedliche Meinungen, kulturelle Differenzen und Generationenkonflikte. Ohne Liebe und Respekt bestehe die Gefahr, dass diese Differenzen zu Spaltungen führten. Jesus rufe die Kirche dazu auf, sich gemeinsam auf den Weg zu machen – hin zu einer Kirche, die jeden Menschen willkommen heiße, ungeachtet seiner Herkunft, seiner kulturellen Prägung oder seines Alters. Der synodale Weg sei kein einfacher, aber ein notwendiger Schritt, um die Kirche in eine Zukunft zu führen, in der sie wirklich allen Menschen dient.
Grech: Keine Hauptversammlung von Glaubensunternehmern
Eine theologische Begrüßungsansprache gab es unter anderem vom maltesischen Kardinal Mario Grech. Der Synoden-Generalsekretär mahnte die rund 300 im Vatikan versammelten Synodalen, sich die Jungfrau Maria zum Vorbild zu nehmen. Sie habe den Willen Gottes gehört und ihm gehorcht. Maria habe, wie die deutschen Bischöfe es 1979 formulierten, in ihrer Annahme des Gotteswortes die Grundlage für die Kirche gelegt. Alles was danach gekommen sei, die geweihten Ämter, die Sakramente und der Verkündigungsauftrag, setze dieses Fundament voraus. Ohne dieses Fundament wäre die Kirche bloß eine Organisation, so Grech.
Ferner zitierte er Papst Franziskus mit den Worten: "Veränderungen in der Kirche ohne Gebet sind keine Veränderungen der Kirche". Grech fügte hinzu: "Ohne das Gebet sind wir keine Synode, sondern bloß eine Hauptversammlung von Glaubens-Unternehmern". Die Kirche sei, wie schon Benedikt XVI. gelehrt habe, "nicht das Werk unserer Hände, sondern ein Werk Gottes". Die Kirche sei, so Grech weiter, "ein lebendiger Organismus, der durch die Kraft der Gnade in geheimnisvoller Weise reift und wächst". So wie Maria sei auch die Kirche dann fruchtbar, wenn sie vor allem anderen den Heiligen Geist in sich wirken lasse.
Für Dienstag waren zwei weitere Impulse vorgesehen. Für Dienstagabend war zudem ein feierlicher Bußakt geplant, in dem es um ein Schuldbekenntnis der Kirche angesichts von Fehlern gehen sollte. Auch der Umgang mit Fällen von Missbrauch in der Kirche sollte dabei zur Sprache kommen. (mtr/KNA)