Woche drei der Weltsynode: Es wird ernst in der Synodenaula
So langsam biegt die Weltsynode auf die Zielgerade ein: Laut offiziellem Synoden-Terminplan sprechen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits am Montag über den Entwurf des Abschluss-Dokuments. Anschließend haben die Synodalen – genau wie am Dienstag und Mittwoch – die Chance, ihre Rückmeldungen zum Dokument in Kleingruppen zu besprechen und dem Generalsekretariat der Synode zu übermitteln. Am kommenden Samstagmorgen wird das Abschlussdokument dann in der Synodenaula verlesen und von der Synodalversammlung abgestimmt.
Dass es ernst wird bei der Synode, merkt man ebenfalls daran, dass die Gespräche intensiver und damit auch kontroverser werden. Bei der Debatte über neue, dezentrale Strukturen innerhalb der Kirche warnte ein Synodaler: "Ein zersplitterter Glaube bedeutet auch eine zersplitterte Kirche!" Schon das Instrumentum laboris schlug vor, "die Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind, die soziokulturelle Vielfalt im Rahmen einer vielgestaltigen Kirche voraussetzen und die Aufwertung der liturgischen, disziplinären, theologischen und spirituellen Ausdrucksformen fördern, die auf die verschiedenen soziokulturellen Kontexte abgestimmt sind" (IL 97).
"Welche institutionellen und organisatorischen Formen müssen verändert werden und wie?"
Die Frage nach dezentralen Strukturen spielte in der dritten Woche der Weltsynode eine übergeordnete Rolle. In seiner inhaltlichen Einführung formulierte Synodenrelator Kardinal Jean-Claude Hollerich am Dienstag die Leitfrage: "Welche institutionellen und organisatorischen Formen müssen verändert werden und wie?" Dabei forderte er konkrete Reformvorschläge von den Synodalen. Papst Franziskus habe "ein Recht darauf zu erfahren, was wir wirklich denken, ausgehend vom Leben und den Bedürfnissen des Volkes Gottes an den Orten, aus denen wir kommen".
Ohne konkret zu werden, deutete Hollerich an, dass es künftig eine neue Institution für synodale Beratungen auf Weltebene geben solle. Auch einen Zeitrahmen dafür nannte der Kardinal nicht. Etwas konkreter wurde der spanische Priester und Leiter der Kirchenrechtskommission bei der Weltsynode Jose San Jose Prisco. Er stellte erste Kirchenrechtsänderungen bereits für "Juni oder Juli 2025" in Aussicht. Als mögliche Änderungen benannte er bei einem Pressebriefing am Mittwoch die Schaffung neuer "Kirchenversammlungen" auf Bistumsebene – Gremien also, in denen Laiinnen und Laien gemeinsam mit Geistlichen beraten und beschließen können.
Zwar unterliegen die Beratungen innerhalb der Aula strengster Geheimhaltung. Wenn man aber die öffentlichen Stellungnahmen in der vergangenen Woche betrachtet, scheinen in diesem Bereich am ehesten Reformen durch die Synode möglich zu sein – etwa mit der Schaffung synodaler Gremien auf unterschiedlichen Ebenen und der Stärkung von Bischofskonferenzen und anderen regionalen Verbindungen, möglicherweise sogar in lehramtlichen Fragen. Dass es hier Reformen braucht, hatte der Essener Bischof und Weltsynoden-Teilnehmer Bischof Franz-Josef Overbeck bereits bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor dem Start der Weltsynode betont.
Wie sich Orts- und Universalkirche zueinander verhalten, war auch Thema in den Theologisch-pastoralen Foren, die für diesen zweiten Teil der Weltsynode eingerichtet wurden und auf denen theologische Fragen offen diskutiert werden sollen. An diesen Austauschforen ist auch die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszár beteiligt. In einem Interview sprach sie sich am Dienstag ebenfalls dafür aus, synodale Prozesse auf kontinentaler Ebene und auf Ebene der Bischofskonferenzen zu stärken. "Wenn die Synode gut funktioniert, sollte sie nicht auf Rom beschränkt bleiben, sondern sich in die Ortskirchen hinein fortsetzen", erklärte sie.
"Wir werden in den nächsten Wochen keine Diakonissen weihen"
Bei der Diakoninnenweihe zeichnet sich dagegen eher keine positive Entscheidung im Rahmen der Synode ab. "Wir werden in den nächsten Wochen keine Diakonissen weihen. Aber das heißt nicht, dass das Thema vom Tisch ist", sagte Csiszár. Die Frauenfrage sei bei der Weltsynode weiterhin präsent, werde aber missverstanden. Es brauche keine weiteren theologischen Argumente, sondern einen größeren Rahmen, um die Rolle der Frau in der Kirche zu überdenken.
Dass nicht alle länger auf eine solche Diskussion warten können, sondern bereits jetzt Fakten schaffen, zeigte sich ebenfalls am Rande der Synode. Viele der Frauen in seinem Erzbistum im Amazonasgebiet seien bereits jetzt Diakoninnen, sagte der brasilianische Kardinal Leonardo Steiner bei einem Pressebriefing am Dienstag. Das sei zwar nicht offiziell, aber es gebe schlicht keinen anderen Namen für ihre Rolle. Frauen mit Taufauftrag lege er in seiner Erzdiözese Manaus auch die Hände auf. Ein Weiheamt der Diakonin habe es in der Kirche bereits gegeben. "Warum sollte man das offizielle Frauendiakonat nicht wieder einrichten?"
Ein Zeichen in diese Richtung wollte die "Internationale Vereinigung römisch-katholischer Priesterinnen" am Freitag in Rom setzen. Mit einer von den Verantwortlichen als "historisch" bezeichneten Zeremonie wurden sechs Frauen aus Frankreich, Spanien und den USA auf einem Hausboot auf dem Tiber zu Diakoninnen und Priesterinnen geweiht. Das Kirchenrecht sieht keine Weihe von Frauen vor und bestraft alle, die an einer solchen Symbolhandlung teilnehmen automatisch mit der Exkommunikation.
Das Thema Frauendiakonat dürfte trotzdem eines der Themen sein, dessen Ausgliederung in eine von Papst Franziskus einberufene Arbeitsgruppe am meisten diskutiert wurden. Am Freitagnachmittag musste sich daher auch der Koordinator dieser Arbeitsgruppe, Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández, den Fragen der Synodalen stellen.
Begrüßenswerter Kulturwandel innerhalb des Vatikans
Dass die Arbeitsgruppen nicht mehr autonom arbeiten und allein dem Papst berichten, sondern auch die Synodalen in diesen Prozess einbezogen werden, ist aus Sicht des Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, ein begrüßenswerter Kulturwandel innerhalb des Vatikans.
Im katholisch.de-Interview forderte er einen klaren Arbeitsplan, wie die Ergebnisse dieser Studiengruppen wieder in den synodalen Prozess der Weltkirche eingebunden werden können. "Es kann nicht sein, dass am Ende der kommenden Woche alles fertig ist und man irgendwann dem Papst einen Vorschlag unterbreitet", sagte Gmür. Was aus seiner Sicht noch im Abschlussdokument aufgegriffen werden sollte? Die Ausgestaltung dessen, was Papst Franziskus in seiner ersten Enzyklika "Evangelii Gaudium" (2013) als "heilsame Dezentralisierung" bezeichnete. Auch die Einbindung von Frauen müsse in die von der Weltsynode vorgeschlagenen nächsten Schritte mit hinein. "Der Fahrplan muss klar sein, weil er uns davor bewahrt, dass etwas 'schubladisiert' wird", betonte Gmür. Wie dieser Fahrplan konkret aussieht, wird sich schon in der kommenden Woche zeigen.