So blickt die Weltkirche auf die Synode – Teil 2: Mexiko

Mexikanischer Bischof zu Synode: Gott übertrifft unsere Erwartungen

Veröffentlicht am 15.03.2023 um 00:01 Uhr – Von Mauricio Urrea – Lesedauer: 
Weltsynode zur Synodalität

Bonn ‐ Mauricio Urrea ist Bischof von Parral in Mexiko. Er beleuchtet in seinem Synoden-Gastbeitrag die spirituelle Dimension der Weltbischofssynode zur Synodalität und rät zu gespannter Erwartung auf das, was noch kommt. Ein geistlicher Blick auf die Kirchenreform.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Die Weltkirche erlebt die Weltbischofssynode als einen entscheidenden kirchlichen Moment, in dem viele komplexe Themen eine klare, überzeugende und fundierte Definition erfordern; all dies muss im Lichte der Vernunft und ihrer Fragen geschehen und durch die Suche nach Antworten in dem, was die Heilige Schrift, die Tradition und das Lehramt der Kirche uns lehren. Dieser Moment der Welt, der gleichzeitig auch Moment der Kirche ist, stellt sich als Moment der Erwartung dar. Und im Christentum ist jede Erwartung eschatologisch, das heißt die Erwartung von etwas Transzendentem, etwas Übergeschichtlichem, das uns nicht nur für einen Höhepunkt der Geschichte dient und mit der Zeit dann bedeutungslos wird. So möchte ich den gegenwärtigen Moment der Kirche als eschatologisches Moment betrachten, in dem wir im Glauben auf das Eingreifen Gottes in die Geschichte warten. Aber nicht aus dem Blickwinkel derer, die es der Welt und ihren weltlichen Ansprüchen einfach nur recht machen wollen, sondern aus der Perspektive, die den Blick des Glaubens auf die Welt und ihre Realitäten öffnet.

Zunächst möchte ich festhalten: Es gab schon immer Herausforderungen, Unsicherheiten, ungelöste Fragen, historische Veränderungen, die von den Christen in den verschiedenen Epochen verlangten, dass sie nach der Antwort suchen, die ihnen der Willen des Vaters zu gegebener Zeit geben würde. Entscheidend für diese Antwortsuche ist nun der "Geist der Wahrheit" (Joh 14,17) – und das müssen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen –  den Jesus gab, der "für immer bei uns bleiben soll" (Joh 14,16), und wie uns Jesus selbst verhieß, als Geist der Wahrheit uns "in der ganzen Wahrheit leiten wird." (Joh 16,13)

So schrieben die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – überzeugt von der Stärke und der beständigen Neuartigkeit der Wahrheit Christi und angesichts der turbulenten Zeiten, in denen sie einberufen wurden – in der Konstitution Gaudium et spes diesen grundlegenden Satz fest: "Die Kirche bekennt überdies, daß allen Wandlungen vieles Unwandelbare zugrunde liegt, was seinen letzten Grund in Christus hat, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit." (Nr. 10) Diese Feststellung fasst die besondere Art der Wahrheit zusammen, denn obwohl sie alt und ehrwürdig ist, beleuchtet sie auf immer neue Weise die neuen Realitäten, die die Wellen der Geschichte an unsere Gestade bringen. Demnach müssen wir in einer Weltbischofssynode die Hoffnung der Kirche als Volk Gottes in diese Bahnen lenken, denn der Glaube muss der stets festen und nie enttäuschten Hoffnung Raum geben, dass Gott uns seine Wahrheit durch seinen Sohn offenbart hat und dass der von beiden gesandte Geist uns zur Erkenntnis der ganzen Wahrheit führen wird.

Wenn man sich von Gott Lösungen nur für diese Welt erwartet

Ein großer Feind des Glaubens der Gläubigen ist heutzutage die säkulare Mentalität, die mit allen Mitteln verbreitet wird. Dieses 'Leben als ob es Gott nicht gäbe' und 'als ob wir nur dieses Leben hätten' führte dazu, dass viele ihre Hoffnung und somit ihr Interesse auf Lösungen richten, die nur für diese Welt und für dieses Leben, das heißt für dieses irdische, zerbrechliche, geschichtliche und begrenzte Leben gemacht sind. Gewiss haben wir alle Bedürfnisse und Sorgen – die einen mehr, die anderen weniger –, die uns eine andere Ordnung in der Schöpfung Gottes wünschen lassen, eine andere Organisation der menschlichen Dinge, die uns und mehr Menschen glücklicher macht. Oft verzweifeln wir am Erwarten dieser Lösungen, weil sie nicht kommen oder weil sie uns unmöglich erscheinen.

Es ist jedoch richtig, wenn der Blick des Glaubens, der diese Welt und dieses Leben "mit anderen Augen" (Augustinus) sieht, unsere Aufmerksamkeit auf das ewige Leben richtet, das Gott uns verhieß. Der Verfasser des Briefes an die Hebräer gab uns einen treffenden Rat, als er uns am Ende seines Schreibens erinnerte: "Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige." (Hebr 13, 14) Viele unserer Sorgen und Bedürfnisse entsprechen der "zeitlichen Stadt" der Welt, und wir kümmern uns darum in dem Maße, wie uns dies möglich und erlaubt ist. Doch nichts darf unsere Aufmerksamkeit von der "zukünftigen Stadt" ablenken, wo Gott "alle Tränen von unseren Augen abwischen wird: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen." (Offb 21, 4)

Mauricio Urrea ist Bischof von Parral in Mexiko
Bild: ©Bistum Parrall

Bischof Mauricio Urrea ist Bischof von Parral in Mexiko. Er nimmt regelmäßig an den vom Missionswissenschaftlichen Institut missio (MWI) geförderten Konferenzen zum Nord-Süd-Dialog teil. Vor seiner Bischofsernennung war der promovierte Philosoph unter anderem als Gemeindepriester, Professor an einem Priesterseminar und Kanzler der Diözesankurie im Bistum Nogales tätig.

Letzteres darf natürlich nicht im Sinne von Marx' Kritik an der Religion verstanden werden, demzufolge Religion das Opium des Volkes sei, sondern vielmehr als die unerschütterliche und unzerstörbare Hoffnung, die unserem Kampf für die Liebe, die Wahrheit, das Gute, den Frieden und die Gerechtigkeit zugrunde liegt. Nur wenn wir unseren Kampf und unsere freiwilligen Entbehrungen aus der Fülle heraus leben, die ihnen ewiges Leben verleiht, kann unser christliches Leben als Aktivisten wahren Sinn haben.

Wie wir wissen, gibt es keine Rettung für diejenigen, die in diesem Leben nicht dazu beitragen, diese Welt zu einem menschlicheren Ort, zu einem Reich Gottes zu machen. Dies kann aber nur gesagt werden, wenn gleichzeitig die andere Seite der Medaille – die zukünftige Welt – bejaht wird. Das ist genau der Punkt, den es zu betonen gilt, nämlich, dass wir die Einheit zwischen unserem Glauben und unserem Alltagsleben, zwischen dem, was wir auf der Erde tun, und dem, was wir im Himmel erhoffen, bekräftigen müssen.

Eschatologische Erwartung: Eine andere Art von Hoffnung

Die Übel des Menschen verlangen immer nach einer Erklärung, die ihnen einen Sinn gibt, und wenn möglich nach Beachtung und einer möglichen Lösung. Gott sei Dank gibt es gegen viele unserer Übel Abhilfe. Natürlich müssen wir zunächst erkennen, dass viele Übel des Menschen, viele seiner Nöte und Leiden innerweltliche und innergeschichtliche Ursachen haben, das heißt, sie sind nicht auf den ursprünglichen Plan Gottes für den Menschen zurückzuführen. Ungeachtet dessen, dass wir alle etwas tun müssen, um diese Übel zu beheben, müssen wir anerkennen, dass sie für viele unserer Brüder und Schwestern sozusagen ein lebenslanges Leiden bedeuten. Ich denke zum Beispiel an das Leid derjenigen, die in jungen Jahren zu Waisen werden, oder ihr ganzes Leben arm sind; an den Schmerz derjenigen, die zu Unrecht aus ihrer Heimat vertrieben werden, oder derjenigen, die auswandern müssen, um zu überleben und alles hinter sich lassen müssen; oder an diejenigen, deren Leben sich durch einen Unfall oder eine Behinderung grundlegend und für immer ändert; und an viele andere Qualen, die dem Menschen Leid verursachen und für die es nie eine vollständige Lösung geben wird, zumindest nicht im gegenwärtigen Seinszustand des menschlichen Lebens. (vgl. Lk 16,19-31)

In diesen und in vielen anderen Fällen lässt uns der menschliche Verstand Gottes Hilfe suchen, allerdings aus einer anderen Perspektive heraus, das heißt, indem wir eine andere Art von Hoffnung schöpfen, zum Beispiel weil die Eltern der Waisen nicht mehr leben, Wohlstand und Glück für die Armen doch ausbleiben, die Ausgewiesenen und die Migranten ihr Leben lang nie wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten, weil die durch einen Unfall oder eine Behinderung verursachten Leiden nie geheilt werden konnten. In allen diesen Fällen wird eine andere Art von Hoffnung geweckt, nämlich diejenige, die der schöpferischen und liebevollen Allmacht des Vaters entspringt, die immer eine Möglichkeit findet, unser Leid vorübergehend zu lindern, wobei jedoch immer das Verlangen nach einer endgültigen Lösung bleibt. So ist das, was unser Herz immer stärker ersehnt, auf eine andere Zeit und auf einen anderen Ort aufgeschoben: das ewige Leben. Wir alle hegen in unserem Herzen, vielleicht oft ohne es zu wissen oder ohne es zu bemerken, den tiefen Wunsch nach einem Ort und einer Zeit, wo der Stachel des Bösen unterdrückt ist, nach einem übermenschlichen Zustand, in dem Habgier und Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit, Verlangen und Hemmungslosigkeit, Einsamkeit und Traurigkeit, Krankheit und Tod nicht mehr die unterdrückende Macht über uns haben, die unser Herz bedrückt.

Und gerade hier erhält die Verheißung der Auferstehung der Toten ihre wahre Bedeutung für das Leben der Menschen, denn erst dann "werden [wir] Gott sehen, wie er ist" (1 Joh 3,2), und alles wird Sinn ergeben, alles wird geheilt und jedes Leid für immer ausgetilgt sein: "Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal." (Offb 21,4) Dieses Verlangen nach einem anderen, vollkommenen Leben, wo die Bosheit nicht mehr über uns herrscht, ist keine Chimäre oder vergebliche Illusion. Es ist vielmehr das rechte Streben des menschlichen Herzens nach dem wahrhaftigen und ewigen Guten. Das Verlangen nach einem ewigen Leben, was wir auch darunter verstehen, ist nicht vergebens oder unnütz, sondern stellt den stärksten Antrieb dar, dieses Leben intensiv zu leben und uns in unserem Kampf und unserer Mühsal zu trösten.

Das Lamm Gottes steht auf einem Altar, während Engel es anbeten.
Bild: ©picture-alliance/akg-images

Die eschatologische Hoffnung der Christen drückt sich unterschiedlich in Kunst und Kultur. Für Bischof Urrea spielt das Gebet dabei eine wichtige Rolle.

Die bekannte eschatologische Spannung des Himmelreichs, das heißt die Spannung zwischen dem "schon jetzt" des Sieges des Reichs Gottes und dem "aber noch nicht" seiner Fülle wird zur besonderen Lebensweise der Christen: Ohne die Hoffnung zu verlieren, kümmern sie sich um die Probleme der Welt, jedoch in dem ständigen Wissen, dass die Fülle der Wahrheit und des Guten für unser Leben in der Ewigkeit aufgeschoben ist.

Betende Erwartung: Die dringenden Nöte des Volkes einschließen

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass die großen Lösungen der Vorsehung Gottes in der Geschichte der Kirche aus Spiritualität und Gebet hervorgingen, nicht rein aus gesellschaftlichem Kampf oder militantem Aktivismus. Nur vor Gott, wenn wir uns als Kirche fühlen (das "sentire cum ecclesia” des Hl. Ignatius), werden sich in einer Atmosphäre geduldiger und betender Stille, die stets vom Wort Gottes geleitet ist, Lösungen für unsere Kirche zeigen. Diese uralte göttliche Bewegung auf die Erde zu, mit der Absicht, einzugreifen und uns beizustehen, die in den Büchern der Propheten in der Formulierung "das Wort des Herrn erging an Jeremia" (Jer 1,2; 32,26) zum Ausdruck kommt, fällt sowohl in einen Moment eines großen gesellschaftlichen Bedürfnisses als auch in ein Klima religiöser Spannungen. Dies ist die Bedeutung, die Lukas ihm gibt, als er die Erzählung unserer Rettung feierlich eröffnet: "Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und der Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias." (Lk 3,1-2) Die Liste der Herrscher und Religionsführer, die Lukas aufzählt, ist nicht einfach nur eine historische Angabe, sondern sie stellt eine Beschreibung der Herrschaft dar, unter der das Volk damals stand, und genau diese Situation wird durch das Eingreifen Gottes behoben. Doch findet dieses in der Wüste statt, die ein paradigmatischer Ort der Stille, des Gebets, des Opfers ist; das Wort Gottes erscheint nicht im Trubel des Marktplatzes, nicht einmal am Hof oder im öffentlichen Leben als solchem. So sind die innere Einkehr und das Gebet, symbolisiert durch die "Wüste", die Voraussetzung dafür, dass das Wort Gottes zu uns kommt und laut und deutlich zu uns spricht, wie es durch Johannes den Täufer gesprochen hat. (vgl. Mt 3,1-12)

Im Zusammenhang damit muss daran erinnert werden, dass die Atmosphäre des Gebets, des tiefen, ständigen Gebets, tief in die Seele der Gläubigen dringt. So ist es nicht einfach nur ein Bitten und Beten, sondern es verändert uns bereits durch das, worum wir bitten, und durch die Probleme, die wir als dringend verspüren. Noch bevor Gott antwortet, bearbeitet er bereits das Herz als fruchtbaren Boden für sein Wort. Und genau diese Vorarbeit ist notwendig, um Gottes Antwort auf unser Rufen vollständig zu verstehen und zu würdigen. Zu gegebener Zeit ließ Johannes der Täufer aus dem Gefängnis heraus Jesus fragen: "Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?" (Mt 11,3) Die Antwort Jesu war perfekt; sie beschränkte sich nicht einfach nur auf "ja" oder "nein" und wäre als solche irrelevant, sondern er berief sich auf die Hingabe Johannes‘, der "im Gefängnis", das heißt in Stille, im Opfer und im tiefen Gebet bereits sein Herz für die Antwort Gottes bereit hatte: "Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet." (Mt 11,4-5) Nur wer zuvor wie Johannes die dringenden Nöte des Volkes in sein Gebet eingeschlossen hatte, war fähig zu begreifen, dass dies die beste Antwort auf die Frage war: Was Jesus tat, war das beste Zeichen dafür, dass Gott begonnen hatte, sein Reich unter den Geringen zu gründen.

Wie so viele andere biblische Gestalten müssen wir in dieser Stunde der Ungewissheit immer wieder in jenes Gebet eintreten, das Gott um seine Antworten bittet, und zugleich auch das Herz darauf vorbereitet, das, was vom Himmel kommen wird, angemessen zu empfangen. Papst Franziskus sagte nicht von ungefähr, dass "der synodale Weg vor allem ein spiritueller Weg [ist]"; deshalb hat auch die Kommission der Synode ein Dokument für die synodale Spiritualität ("Auf dem Weg zu einer Spiritualität der Synodalität") veröffentlicht und die Webseite prayforthesynod.org eingerichtet, damit wir gemeinsam auf der ganzen Welt für die Weltbischofssynode beten.

Freudige Erwartung: Überraschende Antwort Gottes übertrifft unsere Erwartungen

Wer Jesus Christus getreu folgt, weiß, dass sein vertrauensvolles Gebet immer erhört wird. Der Herr versicherte uns: "Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil." (Mk 11,24) Die Christen brauchen sich nicht zu fürchten oder zu glauben, dass die Kirche in ernster Gefahr ist, wenn sie vertrauensvoll und beharrlich gebetet haben. Die Garantie des christlichen Gebets ist stets die überraschende Antwort Gottes, die jedes Mal unsere Erwartungen übertrifft. Aus seiner schöpferischen und liebenden Allmacht heraus erhört Gott unsere Gebete zu seiner eigenen Zeit; Gottes Zeit ist eine reife und rechtzeitige Zeit, deren Botschaft immer zu einer Antwort wird, die "zur rechten Zeit" gegeben wird.

Prophetische Erwartung: Mutige Verkündigung der befreienden Botschaft

Angetrieben von unseren gemeinsamen Problemen muss das Warten auf die Antwort Gottes ein prophetisches Profil annehmen, und zwar in zwei Momenten, die im Vorher und im Danach der Antwort Gottes liegen. Was das Vorher anbelangt, muss unser Prophetentum uns anspornen, verantwortungsvoll und mutig die Merkmale zu verkünden, die die Antwort Gottes besitzt und besitzen wird. Viele hegen die Erwartung, dass plötzlich etwas erscheint, das das, was uns die Offenbarung Gottes zu unserem Heil mitgeteilt hat, widerruft oder, schlimmer noch, dem widerspricht. Wenn dies die Art der Antwort Gottes wäre, das heißt eine Antwort, die sich ständig mit dem Wandel der Zeit ändert, würden wir nichts von dem Glaubensgut bewahren, das uns übermittelt wurde. Wenn es hingegen Inhalte gibt, die über die Zeit hinweg bewahrt wurden, dann deshalb, weil ihr Zustand als Göttliche Wahrheit, die für alle Zeiten fruchtbar ist, dies erlaubt hat.

Was das "Danach" der Antwort Gottes betrifft, so müssen wir davon ausgehen, dass diese Antwort aufgrund ihrer Bedeutung, ihres göttlichen Ursprungs und ihres Nutzens für unser Heil auch von uns eine freudige, mutige und verantwortungsvolle Verkündigung dessen verlangt, was Gott uns durch seine betende und synodale Kirche übermittelt. Auf diese Weise werden wir alle vom Gebet zur Verkündigung übergehen; von der Erkenntnis der Wahrheit Jesu Christi zur mutigen Verkündigung seiner befreienden Botschaft an alle Menschen.

"Du wirst dich freuen und jubeln und viele werden sich freuen." (Lk 1,14) Nicht weniger als das bringt immer und unbedingt Gottes liebevolle Antwort auf unsere Gebete. Gerade aus der ewigen und vollkommenen Liebe, aus der diese Antwort zu uns kommt, erwächst das Gebot, sie mit Nachdruck allen Menschen guten Willens zu verkünden. (Lk 2,14)

Schlussbemerkung: Ein Erwarten, das sich als Hoffnung erweist und nicht als Verzweiflung

Das Warten auf Gott, das zuversichtliche und betende Warten, das gläubige und prophetische, das freudige und eschatologische Warten, bringt die Hoffnung hervor, die theologische Tugend, die der Freude über das Heil, das von Gott kommt und das nicht enttäuscht, vorausgeht. Verbunden mit totalem Vertrauen und totaler Liebe zu Gott, erbaut die Hoffnung stets den christlichen Geist, damit uns inmitten der Gezeiten der Welt immer gegenwärtig ist, was Gott uns durch seinen Sohn verheißen hat: "Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28,20) Auf den Wegen der Geschichte vereint sich diese vertrauensvolle Erwartung der Verheißung Jesu, uns ständig zu begleiten, mit der Unruhe, die seit der Urkirche ein ständiges Gebet ist, denn inmitten des Kampfes und des christlichen Wirkens hören wir nicht auf, den Herrn anzuflehen, ihn zu bitten, uns beizustehen und uns bei unseren Schwierigkeiten zu antworten. Mit dieser Unruhe beziehe ich mich auf dieses Verlangen, das aus dem Grunde des Herzens eines jeden Menschen erwächst und mit dem die Bibel schließt: "Komm Herr Jesus!" (Offb 22,20) oder was dasselbe ist "setze dem Leid in diesem Jammertal ein Ende!”

Von Mauricio Urrea

Unter dem Titel "Für eine synodale Kirche. Gemeinschaft. Teilhabe. Sendung" hat Papst Franziskus zur Weltbischofssynode 2021-24 eingeladen. Das Projekt ist weltweit zwischen alle Fronten kirchenpolitischer Kulturkämpfe geraten. Wer Christinnen und Christen in Afrika, Asien, Lateinamerika oder dem Nahen Osten zum Vorbereitungsprozess fragt, merkt schnell: Hier findet gerade so etwas wie ein informelles, dezentrales Drittes Vatikanisches Konzil statt. Was in den Ortskirchen an Reformbedarf und neuem Gestaltungswillen auf den Tisch gelegt wird, lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Deshalb stellen katholisch.de und das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen in einer kleinen Serie fünf Christinnen und Christen aus Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika vor, die berichten, wie sie die Weltbischofssynode vorbereiten und begleiten.