Ausflugstipps in den deutschen Bistümern

Pilgerwege durch Brandenburg und Ausflüge ins katholische Sorbenland

Veröffentlicht am 13.07.2024 um 12:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Sommerserie: Teil II

Berlin ‐ In unserer Sommerserie stellen wir kirchliche Ausflugsziele in den deutschen Bistümern vor, die etwas abseits ausgetretener Touristenpfade liegen und nicht viel Geld kosten. In dieser Folge präsentieren wir drei ausgewälte Orte im Erzbistum Berlin und den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz.

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Erzbistum Berlin: Pilgern nach Bad Wilsnack

Wer in Berlin wohnt oder eine Reise dorthin unternimmt, kann mit Blick auf die Freizeitmöglichkeiten aus dem Vollen schöpfen. Ob Konzerte, Museen oder Sportveranstaltungen – Deutschlands Hauptstadt bietet wohl für jeden Geschmack etwas. Bewohner wie Touristen kommen aufgrund der Fülle des Freizeitangebots nur selten auf die Idee, dass auch hinter der Stadtgrenze lohnende Ausflugsziele warten. Wer sich nach Natur und Ruhe sehnt, dem sei ein Ausflug in das Berliner Umland jedoch sehr empfohlen.

Ein lohnenswertes Ziel für ein ebenso spirituell wie sportlich geprägtes Abenteuer an der frischen Luft ist der rund 130 Kilometer lange Pilgerweg von der Marienkirche im Berliner Stadtzentrum bis in den historischen Wallfahrtsort Bad Wilsnack im nordwestlichen Brandenburg. Der Weg, der bis zur Reformation als wichtigster Pilgerweg Nordeuropas galt, wurde im Zuge des Pilgerbooms rund um den Jakobsweg wiederentdeckt und erfreut sich bei Pilger- und Wandergruppen wachsender Beliebtheit.

Interessierte haben viele Möglichkeiten, den Weg nach Wilsnack in Angriff zu nehmen. Wer die große Herausforderung sucht und genug Zeit hat, kann den ganzen Weg zum Beispiel in sieben Tagesetappen absolvieren; auf der Seite wegenachwilsnack.de finden Interessierte einen entsprechenden Tourenvorschlag und viele weitere Informationen. Ebenso ist es aber auch möglich, nur einzelne Etappen zu gehen. Dabei ist es egal, wo man startet, denn der mit drei stilisierten Hostien markierte Pilgerweg verläuft an vielen Kirchen vorbei überwiegend auf Feld- und Waldwegen sowie entlang verkehrsarmer Landstraßen  – ein schönes Pilgererlebnis ist also garantiert.

Wer nur wenig Zeit hat oder nicht so gut zu Fuß ist, kann von Berlin aus aber auch direkt mit dem Zug nach Bad Wilsnack fahren und dort die sehenswerte Wunderblutkirche St. Nikolai (siehe Aufmcherbild) – das Ende und Ziel des Pilgerwegs – besichtigen. Anschließend lohnt ein Besuch im direkt gegenüber liegenden "Pilgercafé", das für seine leckeren Torten bekannt ist.

Bild: ©picture alliance / Franz-Peter Tschauner

Blick auf den Friedhof mit seinen weißen Kreuzen in Ralbitz.

Bistum Dresden-Meißen: Besondere katholische Orte in der Oberlausitz

Ostdeutschland gilt gemeinhin als weitgehend säkularisiertes Gebiet, in dem sich die wenigen Christen in einer extremen Minderheitensituation wiederfinden. Mehr noch als für evangelische Gläubige gilt das für die Katholiken zwischen Ostsee und Erzgebirge. Deren Zahl ist eigentlich nur in zwei Regionen nennenswert hoch: dem Eichsfeld in Thüringen und dem Siedlungsgebiet der Sorben in der sächsischen Oberlausitz. Dort – im Dreieck der Städte Bautzen, Kamenz und Wittichenau – finden sich zahlreiche Ausflugsziele, die aus katholischer Sicht einen Besuch lohnen.

Wer die Region bei einem sommerlichen Ausflug kennenlernen möchte, fängt am besten in Bautzen an. Die Stadt, die unter anderem von Dresden und Görlitz direkt mit dem Zug erreichbar ist, ist nicht nur das politische und kulturelle Zentrum der Sorben, sondern auch kirchengeschichtlich interessant. So zählt der sehenswerte Dom St. Petri als Konkathedrale des Bistums Dresden-Meißen zu den wichtigsten Kirchenbauten Sachsens. Das Besondere an dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gotteshaus: Seit der Reformation ist es eine Simultankirche, die von Katholiken und Protestanten gleichermaßen genutzt wird.

Nur gut 20 Auto- oder 30 Busminuten von Bautzen entfernt liegt umgeben von idyllischer Landschaft das Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern. Die seit 1248 bestehende Abtei im Örtchen Panschwitz-Kuckau heißt Gäste gerne willkommen und bietet zum Beispiel mehrmals im Jahr begleitete Fastenkurse an. Doch auch architektonisch lohnt die im 18. Jahrhundert im Stil des Barocks umgebaute Klosteranlage einen Besuch. Vom Kloster St. Marienstern wiederum ist es nur eine kurze Fahrt oder eine rund zweistündige Wanderung nach Ralbitz-Rosenthal. Die kleine Gemeinde bei Kamenz ist für zwei religiöse Orte weit über die Region hinaus bekannt: die barocke Wallfahrtskirche in Rosenthal und den denkmalgeschützten Friedhof mit seinen mehr als 300 einheitlichen weißen Holzkreuzen in Ralbitz.

Bild: ©katholisch.de/stz

Der Turm der Kirche St. Marien im Kloster Neuzelle.

Bistum Görlitz: "Emmausgang" von Neuzelle nach Treppeln

Neuzelle mit seiner barocken Klosteranlage ist längst kein Geheimtipp mehr für einen Ausflug. Spätestens seit das Kloster 2018 von Zisterziensern aus dem österreichischen Heiligenkreuz neu besiedelt wurde, ist der schon zuvor bei Touristen beliebte Ort an der deutsch-polnischen Grenze auch auf die religiöse Landkarte Deutschlands zurückgekehrt. Und doch kann man bei einem Ausflug nach Neuzelle immer noch Neues entdecken und sich vor allem auf den Weg in die Zukunft der Neuzeller Zisterzienser begeben.

Denn die werden – weil das barocke Kloster für die Erfordernisse der Mönche auf Dauer nicht geeignet ist – nicht in Neuzelle bleiben, sondern in den nächsten Jahren außerhalb des Ortes im Ortsteil Treppeln ein neues Kloster bauen. Wer das alte Kloster und das künftige neue Kloster bei einem Ausflug miteinander verbinden möchte, kann das auf einer ausgedehnten Wanderung durch den malerischen Naturpark Schlaubetal tun. Das Besondere: Die Entfernung zwischen beiden Klosterstandorten entspricht mit rund 11 Kilometern ziemlich genau der in der Bibel überlieferten Strecke zwischen Jerusalem und Emmaus. Neuzelle bietet somit die Gelegenheit für einen "Emmausgang" der besonderen Art.

Je nachdem, für welchen Wanderweg man sich entscheidet, kann man auch noch einen Abstecher zum "Bernhardshof" in Treppeln machen. Auf diesem Vierseitenhof werden die Zisterzienser bald übergangsweise – bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts des Klosterneubaus – ihr Quartier beziehen. Da der Hof ziemlich renovierungsbedürftig ist, freuen sich die Mönche immer über Unterstützung engagierter Freiwilliger. Wer seinen Ausflug also mit körperlicher Arbeit aufpeppen möchte, kann sich gerne bei den Zisterziensern melden. Zurück am Ausgangspunkt in Neuzelle kann man sich nach getaner Wander- oder Handwerksarbeit mit einem Neuzeller Klosterbier stärken. Ohne Auto erreichbar ist Neuzelle zum Beispiel aus Berlin per Zug in gut zwei Stunden über Frankfurt (Oder), von Cottbus dauert es mit dem Zug knapp eine Stunde.

Von Steffen Zimmermann