Kiez-Kleinod, Küsten-Kirche und Kleinstadt-Kunstwerk
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Erzbistum Hamburg: Besondere Kirche an ungewöhnlichem Ort
Das Erzbistum Hamburg ist das flächenmäßig größte Bistum in Deutschland. Entsprechend groß ist auch die kirchliche Vielfalt. Ein ganz besonderer Ort befindet sich direkt in der Hansestadt selbst. Denn an der Reeperbahn, einem der bekanntesten Vergnügungsviertel der Welt, zwischen Kneipen und Nachtclubs, gibt es einen ungewöhnlichen Ort der Stille: die Kirche St. Joseph.
Aufgrund ihrer besonderen Position an der Großen Freiheit starten teilweise auch die Hamburger Kiezführungen hier. Auf die gute Nachbarschaft mit Kiez-Größen wie Olivia Jones ist die Gemeinde stolz. Wenn die Partystimmung auf der Hamburger Vergnügungsmeile an den Wochenenden ihren Höhepunkt erreicht, öffnet die Kirche regelmäßig ihre Türen für "St. Joseph By Night". Bei Musik und Gebet können Besucherinnen und Besucher dann im Kirchraum zur Ruhe kommen.
Aber nicht nur die besondere Lage zeichnet die Kirche aus. Die 1723 vollendete Barockkirche war – so schreibt es die Gemeinde auf ihrer Homepage – die erste nach der Reformation errichtete katholische Kirche Nordeuropas und zählt zu den ältesten katholischen Gemeinden Norddeutschlands. Und die Kirche kann mit einer weiteren Besonderheit aufwarten: Unter ihr befinden sich in einem sogenannten Beinhaus die Überreste von rund 350 verstorbenen Katholikinnen und Katholiken, die im 18. und 19. Jahrhundert in der Gruft unter der Kirche bestattet wurden, als die katholische Gemeinde noch keinen eigenen Friedhof in der reformierten Stadt hatte.
Durch eine Weltkriegsbombe wurden Kirche und Gruft 1944 zerstört. Lediglich die Fassade des Gotteshauses blieb schwer beschädigt stehen. Beim Wiederaufbau der Kirche 1953 wurden die Gebeine zunächst auf einen großen Haufen gekippt und im Mittelgewölbe vermauert. Anschließend gerieten sie in Vergessenheit. Erst 2011 wurden sie bei Vermessungsarbeiten wiederentdeckt. Vier Jahre später wurde das Beinhaus eröffnet, um Besucherinnen und Besucher dazu anzuregen, über Leben und Tod nachzudenken – mitten auf der Reeperbahn.
Bistum Hildesheim: Ein Garten für die Schöpfung
Auf Rang zwei der flächenmäßig größten Bistümer Deutschlands liegt ein weiteres Bistum aus der Metropolie Hamburg: das Bistum Hildesheim. Auch hier gibt es eine große Vielfalt an kirchlichen Angeboten. Vielfalt steht auch im Zentrum einer Einrichtung in der Kleinstadt Bleckede im Landkreis Lüneburg. Der Schöpfungsgarten der Gemeinde St. Maria Königin vom Heiligen Rosenkranz versteht sich als ein Ort, an dem Gemeindemitglieder und Besucherinnen und Besucher gemeinsam gärtnern, sich ausruhen und Gottesdienst feiern können.
Die Idee für den Schöpfungsgarten geht auf den Weltjugendtag 2005 in Köln zurück. Damals trafen sich Jugendliche aus der Pfarrgemeinde und aus dem Dorf Titicachi im bolivischen Hochland. Gemeinsam bemalten sie auf der Wiese neben der Kirche drei Eichenstämme mit Motiven aus ihren je eigenen Lebenswelten. Aus dem einmaligen Austausch entwickelte sich eine langjährige Gemeindepartnerschaft.
Doch dabei sollte es nicht bleiben: Spätere Besucherinnen und Besucher brachten Kartoffeln aus dem Andenhochland mit, die seither in einem Garten der Kirchengemeinde in Bleckede angebaut werden. Aus ihnen wird alljährlich eine Kartoffelsuppe gekocht und die Einnahmen aus dem Verkauf werden an ein Behindertenprojekt in Titicachi gespendet.
2006 wurden bereits die ersten Schöpfungsbäume gepflanzt – historische Apfel- und Birnensorten, die es im Rahmen einer Initiative mittlerweile an vielen anderen Orten des Bistums auch gibt. Auch ein "Marienbeet" wurde eingerichtet. Dort gibt es zahlreiche Pflanzen, die einen Bezug zur Gottesmutter haben, die die Patronin der Pfarrkirche ist. So gibt es dort etwa Pfingstrosen, die als Rosen ohne Dornen die von der Sünde befreite Maria symbolisieren oder Walderdbeeren, die zur selben Zeit Blüten und Früchte tragen. Zudem wachsen auch allerhand andere heimische Wildpflanzen im Schöpfungsgarten und locken so bedrohte Insekten und Vogelarten an.
Insgesamt dient der Schöpfungsgarten so nicht nur Flora und Fauna, sondern auch der Gemeinde und den Besuchern.
Bistum Osnabrück: "Stern des Meeres" auf der Insel
Das Bistum Osnabrück erstreckt sich vom südlichen Niedersachsen bis zur Nordsee. Genau hier, auf der ostfriesischen Insel Norderney, gibt es ein architektonisch eindrucksvolles Kirchengebäude: die Kirche Stella Maris. 1931 wurde sie nach Plänen von Dominikus Böhm im Stile der Neuen Sachlichkeit errichtet. Nötig geworden war der Bau, weil der Platz in der kleinen neogotischen Saalkirche St. Ludgerus durch florierende Urlauberzahlen und den Bau mehrerer Kindererholungsheime nicht mehr ausreichte. Nachdem die Zahl der Kurgäste in den 1960er und 1970er Jahren weiter anstieg, wurde von 1978 bis 1980 sogar ein Erweiterungsbau mit Nebenräumen an die Kirche Stella Maris angeschlossen.
Bis heute fällt die äußerlich in schlichtem Weiß gehaltene Kirche im Inselbild auf. Ihr Grundriss ist nahezu quadratisch. Unweit der belebten Strandpromenade gelegen, soll schon das gigantische Portal Besucherinnen und Besucher dazu einladen, das Kircheninnere zu betreten. Deutlich wird das auch daran, dass die roten Pflastersteine des Gehwegs sich ohne Unterbrechung auch im Kirchraum fortsetzen.
Dort fällt direkt das 1931 von Maler Richard Seewald geschaffene Ölgemälde der Kirchenpatronin "Stella Maris" über dem Altar auf. Darauf ist eine stilisierte Ansicht Norderneys zu sehen. Das Zentrum bildet der Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert, das höchste Bauwerk der Insel. Über dessen Lichtstrahlen schreitet Maria als "Stern des Meeres" auf den Betrachter zu, während sie Jesus auf dem Arm hält. Im Lichtschein sind die lateinischen Worte aus Psalm 97 zu lesen: "Laetantur insulae multae, exsultet terra." – "Freuen sollen sich die vielen Inseln, frohlocken die Erde." Ansonsten ist auch der Kirchraum schlicht gehalten.
Heute ist Stella Maris die größte katholische Kirche Ostfrieslands und steht unter Denkmalschutz. Schon dafür lohnt sich ein Besuch auf der Insel Norderney. In Norddeich legt tagsüber stündlich eine Fähre für die rund 55-minütige Fahrt auf die Insel ab.