Ausflugstipps in den deutschen Bistümern

Pilgern mit Heiligen, meditativer Seeausflug und ein Rokoko-Kleinod

Veröffentlicht am 06.07.2024 um 12:00 Uhr – Von Matthias Altmann und Benedikt Heider – Lesedauer: 
Pilgern mit Heiligen, meditativer Seeausflug und ein Rokoko-Kleinod
Bild: © KNA
Sommerserie: Teil I

Bonn ‐ In unserer Sommerserie stellen wir kirchliche Ausflugsziele in den deutschen Bistümern vor, die etwas abseits ausgetretener Touristenpfade liegen und nicht viel Geld kosten. In der ersten Folge präsentieren wir ausgewälte Orte im Erzbistum Bamberg und den Bistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg.

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Sommerzeit ist Ausflugszeit! Katholisch.de bietet in diesem Jahr einen besonderen Service: Wir stellen in jedem Bistum ein von der Redaktion ausgewähltes Ausflugsziel vor – und zwar solche, die nicht unbedingt zu den bekannten Hauptattraktionen gehören. Dabei gehen wir alphabetisch nach Kirchenprovinzen vor. Den Auftakt der Serie macht also das Erzbistum Bamberg mit seinen Suffraganbistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg.

Erzbistum Bamberg: Fränkischer Marienweg in Ober- und Mittelfranken

Der Fränkische Marienweg entstand eigentlich im Bistum Würzburg: 2002 initiierte ihn ein Würzburger Pfarrer, der damit diözesane Marienwallfahrtsorte verbinden wollte. So entstanden zunächst zwei Routen: eine Ost- und eine Westschleife. 2020 wurde das Wegenetz erweitert; seitdem hat der Fränkische Marienweg auch zwei Strecken im Erzbistum Bamberg, die durch Mittel- und Oberfranken laufen; beide haben ihren Angangs- und Endpunkt in der Domstadt selbst. Die "Magnificat-Route" ist insgesamt 466 Kilometer lang und besteht aus 14 Etappen. Sie führt zuerst mainabwärts bis Zeil, durchquert dann in südwestlicher Richtung den Steigerwald und erreicht das berühmte Rothenburg ob der Tauber. Dann geht es ostwärts; der Weg führt über Heilsbronn nach Fürth. Hier nach Norden abbiegend, geht die Route westlich des Regnitz-Tales wieder zurück nach Bamberg.

Die "Ave-Maria-Route" beläuft sich auf 593 Kilometer, die in 26 Etappen unterteilt sind. Von Bamberg ausgehend verläuft sie zuerst östlich des Regnitz-Tals über Forchheim nach Nürnberg. Dann folgt sie dem Pegnitz-Tal aufwärts und biegt hinter Pegnitz nach Gößweinstein, wo sich der zweitwichtigste Wallfahrtsort des Erzbistums Bamberg mit seiner Basilika befindet. Nachdem er die Fränkische Schweiz durchquert hat, erreicht der Weg die Bierstadt Kulmbach und durchquert den Frankenwald. Auf dem Rückweg geht es über Kronach bei Lichtenfels wieder ins Main-Tal. Über Vierzehnheiligen, dem größten Wallfahrtsort im Erzbistum mit seiner großen Basilika, Kloster Banz und Scheßlitz führt die Route schließlich zurück nach Bamberg.

Natürlich müssen die Routen oder die einzelnen Etappen nicht komplett gegangen werden. Auf der Website des Erzbistums Bamberg gibt es die Wegbeschreibungen und Koordinaten der einzelnen Etappen zum Herunterladen. Doch Vorsicht: Wer dem Fränkischem Marienberg in Angriff nimmt, braucht eine stabile Kondition: Der Weg wird als mittelschwer ausgeschrieben, dazu sind einige Höhenmeter zu absolvieren.

Bild: ©picture alliance / Peter Kneffel

Der Große Brombachsee aus der Luft, aufgenommen am 17.06.2021 aus einem Sportflugzeug.

Bistum Eichstätt: Kirchen und Kapellen rund um den Brombachsee

Der Große Brombachsee in der Nähe des mittelfränkischen Gunzenhausen ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für den Ballungsraum Nürnberg. Nicht nur für Schwimmer oder Segler ist der See interessant – um ihn herum befinden sich einige Kirchen und Kapellen mit spannender Geschichte. Zwei davon seien hier beispielhaft genannt.

Zum einen ist da die Kirche St. Josef in Ramsberg. Der Ort in der heutigen Gemeinde Pleinfeld hatte ursprünglich eine kleine Josefs-Kapelle aus dem Jahre 1723, die wegen Baufälligkeit 1884 abgetragen wurde. Mit Hilfe von Spenden, einer Haus-Kollekte in allen katholischen Gemeinden Mittelfrankens und von Sachspenden wie Steinen aus Steinbrüchen konnte die neue Kirche schließlich 1887 errichtet und ein Jahr später eingeweiht werden. Besonders beeindruckend sind der Spätrokoko-Altar und das Altarbild, das die Steinigung des Stephanus zeigt.

Neben Ramsberg befindet sich ein kleiner Hügel. Wenn man auf diesen raufklettert, findet man ein ganz besonderes Gotteshäuschen. Es handelt sich um die Jakobuskapelle, die seit über 20 Jahren an dieser Stelle steht – samt herrlichem Panorama-Blick über den kompletten See. Sie ist ein ökumenisches Projekt und wurde von der katholischen und evangelischen Kirche am Ort gemeinsam errichtet. Sie hat auch architektonisch einiges zu bieten: Manche sagen, sie sehe aus wie ein Ufo, das vom Himmel gefallen sei.

Blick über Neustadt an der Weinstraße: Im Vordergrund der Turm der katholischen Kirche St. Marien; im HIntergrund die beiden Türme der Stiftskirche
Alte Gemäuer in Kirrweiler an der Weinstraße
Blick durch Weinreben auf das Hambacher Schloss an der Weinstraße
Darstellung "Jesus in der Weinpresse" im Herz-Jesu-Kloster Neustadt an der Weinstraße
Galerie: 4 Bilder

Bistum Speyer: Martinusweg Neustadt-Bad Dürkheim

Rund 1.200 Kilometer erstreckt sich der Martinusweg von Ungarn bis Frankreich durch Mitteleuropa. Er verbindet den Geburtsort Martins im ungarischen Szombathely mit seiner Grablege im französischen Tours. Ein Teil der Strecke führt auch durch das Bistum Speyer. Ein besonders schöner Abschnitt beginnt in Neustadt an der Weinstraße an der dortigen Stiftskirche St. Ägidius. Sie ist eine Doppelkirche. Mitten durch das große Kirchenschiff verläuft eine Trennwand, die den katholischen Chorraum mit barockem Hochaltar vom protestantischen Kirchraum trennt.

Nachdem Kurfürst Otto Heinrich 1556 den katholischen Kult in der Kurpfalz verboten hatte, dauerte es bis 1698, bis die Stiftskirche simultan genutzt werden konnte. Von der Neustadter Innenstadt geht es oberhalb der Weinstraße in Richtung der kleinen Weingemeinde St. Martin. Auf dem Weg liegt das Hambacher Schloss, das nicht zuletzt eng mit dem Hambacher Fest 1832 Bedeutung für die deutsche Geschichte hat. Dort findet sich hoch über dem Dorf die dem heiligen Martin geweihte Pfarrkirche. In ihr findet sich ein kunsthistorisch bedeutendes Sakramentshäuschen aus dem 16. Jahrhundert. Auf dem Rückweg von St. Martin nach Neustadt bieten sich zwei Abstecher an: Das Herz-Jesu-Kloster in Neustadt beherbergt eine besondere Jesusdarstellung: Dort steht Jesus in der Presse einer Weinkelter. Alternativ kann der Weg über den Weinort Kirrweiler genommen werden. Dort befand sich die Sommerresidenz der Speyrer Bischöfe. Hier residierten die Oberhirten bis Ende des 18. Jahrhunderts.

Noch heute finden sich im Ort viele Spuren dieser Zeit. Seit einigen Jahren knüpfen die Kirrweiler an die alte Tradition des Weinzehnts an und liefern einmal im Jahr eine Weinabgabe an den Speyerer Bischof. An diesem Tag machen sich Bürgermeister, Pfarrer und Weinprinzessin auf den Weg in die Domstadt und präsentieren die örtlichen Erzeugnisse dem früheren Lehensherren.

Wallfahrtskirche
Bild: ©sonne07/Fotolia.com

Das "Käppele" oberhalb der Stadt am Main lädt Würzburg-Touristen ein, die eine meditative Verschnaufpause möchten.

Bistum Würzburg: "Käppele"

Die Stadt Würzburg ist mit ihrer barocken Pracht ein wahrer Touristenmagnet. Wer von dem Trubel etwas Erholung und Einkehr sucht, kann mit der Straßenbahn in den Westen der Stadt fahren und dort auf den Nikolausberg steigen. Dort befindet sich die Wallfahrtskirche "Mariä Heimsuchung", im Volksmund "Käppele" genannt – ein wahres Kleinod des Rokokos. Es steht gute 70 Höhenmeter über dem Main; Besucher müssen beim Aufstieg über 300 Stufen erklimmen. Das Gotteshaus ist ein Spätwerk des berühmten Barock-Baumeisters Balthasar Neumann (1687-1753) mit Kuppel und schlanken Türmen. Das Gnadenbild, eine hölzerne Madonna mit dem toten Jesus auf dem Schoß, stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) aufgestellt. Täglich finden morgens um 9.30 Uhr Messen statt, sonntags zwei weitere später am Tag. Daneben gibt es weitere seelsorgliche Angebote.

Von Matthias Altmann und Benedikt Heider