Auf den Spuren der Schöpfung, Sankt Martins und der Benediktiner
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Erzbistum Freiburg: Kirche im Nationalpark
Der erste Nationalpark Deutschlands liegt im Herzen von Baden-Württemberg. 2014 wurde der "Nationalpark Schwarzwald" errichtet. Ziemlich genau 100 Quadratkilometer am Hauptkamm des Nordschwarzwalds umfasst das Areal zwischen Schwarzwaldhochstraße und Murgtal, über dem majestätisch die Hornisgrinde, der höchste Berg des Nordschwarzwalds thront, und wo die Klosterruine Allerheiligen (Titelbild) an den gleichnamigen Wasserfällen liegt. Mischwald, Feuchtheiden und Plateaumoore prägen die Landschaft und bieten Insekten, Vögeln und großen und kleinen Säugetieren eine Heimat. Auch der eine oder andere Luchs, Wölfe und das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn leben hier.
Kein Wunder, dass für die Kirche hier die Schöpfung im Mittelpunkt steht – und wie es im Südwesten Deutschlands gute Tradition ist, in ökumenischer Partnerschaft. Das Ökumenische Netzwerk Kirche im Nationalpark besteht seit dem Gründungsjahr und wird getragen vom Erzbistum Freiburg, dem Bistum Rottenburg-Stuttgart und den Landeskirchen Badens und Württembergs. Gemeinsam wollen die Kirchen die Vielfalt der Schöpfung bewahren, "Outdoorspiritualität" und "Mikroabteneuer" ermöglichen. "Wir erleben im Unterwegssein, was Wildnis wirklich heißt. Lebensthemen werden im Durchschreiten der wilden Natur angesprochen", erläutert das Netzwerk, was es damit meint.
Im Juli und August kann man beispielsweise zu spirituellen Kräuterwanderungen aufbrechen, einen Pilgertag zu "starken Orten" erleben, sonntags zur Kapelle "Zum Guten Hirten" spazieren, den Sonnenaufgang auf der Hornisgrinde erleben oder einen ökumenischen Gottesdienst auf dem Gipfel feiern. Gruppen von mindestens zehn Personen können individuelle Wanderungen mit erfahrenen Guides buchen. Wer selbst Gruppen spirituell durch den Nationalpark führen will, kann sich zum Pilgerbegleiter oder zur Pilgerbegleiterin ausbilden lassen. Und wer auf eigene Faust durch den Nordschwarzwald wandert, kann Impulse am Wegesrand zu verschiedenen Themen auf der Webseite des Netzwerks abrufen.
Bistum Rottenburg-Stuttgart: Auf den Spuren von Sankt Martin
Der heilige Martin von Tours ist der Bistumspatron von Rottenburg-Stuttgart. Bis heute wird er in der schwäbischen Diözese sehr verehrt. 75 Kirchen, darunter der Rottenburger Dom, sind dem Heiligen geweiht und erinnern Christinnen und Christen an das Teilen und die Nächstenliebe.
Auch wenn man daher denken könnte, dass Sankt Martin ein Schwabe ist: Geboren wurde er in Ungarn, Bischof war er in Frankreich. Seit Langem verbindet ein Pilgerweg Martins Geburtsstadt Szombathely mit seiner Bischofsstadt und Grablege in Tours. 2005 nahm der Europarat diesen Martinusweg in seine Liste der Kulturwege auf. Heute gibt es in fünfzehn europäischen Ländern Martinuswege – auch in Rottenburg-Stuttgart.
Hier verläuft ein Teilstück der europäischen Mittelroute zwischen Ungarn und Frankreich. Ein Hauptweg von Tannheim bei Biberach in Oberschwaben führt über Ulm, Hechingen, Böblingen und Stuttgart nach Schwaigern bei Heilbronn und verbindet verschiedene Kirchen mit einem Martins-Patrozinium. Wer an einer Martinskirche starten möchte, die nicht auf dem Hauptweg liegt, kann über weitere regionale Wege auf den zentralen Weg hin wandern: den Martinusweg Bodensee-Allgäu-Oberschwaben vom Bodensee bis nach Biberach, der Martinusweg Hohenlohe-Franken von Bad Mergentheim nach Heilbronn, der Martinusweg Donautal-Zollernalb von Sigmaringen nach Hechingen und der Martinusweg Zwiefalter-Reutlinger Alb von Zwiefalten über Reutlingen nach Rottenburg.
Wer das alles abwandern will, sollte mehr als einen Sommer Zeit mitbringen: Mit 1.200 Streckenkilometern ist der Martinusweg einer der längsten zusammenhängenden Pilgerwege Deutschlands. In einem Pilgerausweis der Diözese sind Impulse, Texte und eine Karte zu finden, Wanderinnen und Wanderer können darin an den Stationen des Weges Stempel sammeln.
Bistum Mainz: Kloster Seligenstadt
Fast 1.000 Jahre lang lebten die Benediktiner im hessischen Seligenstadt. 828 wurde das Kloster durch den Mönch Einhard gegründet. 1802 wurde das Kloster aufgelöst. Geistlich genutzt wird heute nur noch die ehemalige Klosterkirche St. Marcellinus und Petrus, die Pfarrkirche von Seligenstadt ist und wegen ihres dort bestatteten Erbauers auch Einhardsbasilika genannt wird. Dennoch kann man auch heute noch viel über das Leben der Mönche erfahren.
Das Kloster wurde nach dem Idealbild des St. Galler Klosterplans errichtet und ist daher ein typisches Benediktinerkloster. Trotz der Auflösung des Klosters sind viele Elemente aus der aktiven Zeit noch heute erhalten. Vor allem die Prälatur lohnt einen Besuch: Hier wohnten bis zuletzt die Äbte und ihre Ehrengäste in einem prachtvollen barocken Umfeld. Die "Kaiserzimmer" in der Beletage mit prächtigen Seidentapeten und monumentalen Gemälden sind in nahezu originalem Zustand erhalten. Was es alles braucht, um ein Kloster zu unterhalten, zeigen weitere Räume: Großzügig dimensioniert, aber schlicht, ist die Klosterküche im Küchenbau: Einst gab es ein Fenster zum Hof, um Bedürftige zu speisen, heute können Gäste in Koch- und Backworkshops mittelalterliche Rezepte ausprobieren. Im Sommerrefektorium speisten die Mönche, die Klosterapotheke versorgte auch die Bewohner des Umlands, und in der Bibliothek studierten die Ordensmänner. All das kann man in öffentlichen Führungen besichtigen.
Zugänglich ist auch der Klostergarten. Einst diente er vor allem der Versorgung der Mönche, später gestalteten ihn die Äbte im Stil des Barocks zu einem Schaugarten. Noch heute hat das Kloster Seligenstadt eine umfassende Sammlung exotischer Pflanzen: "Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus" können Besucherinnen und Besucher viele Hintergründe rund um die Klosterorangerie und ihre Pflanzensammlung genauso wie das Ananashaus und die Anzucht der Ananaspflanzen erfahren.