Ausflugstipps in den deutschen Bistümern

Bergmessen, Radeln mit Ulrich und Pilgern mit Jakobus

Veröffentlicht am 10.08.2024 um 12:04 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 
Sommerserie: Teil VI

Bonn ‐ In unserer Sommerserie stellen wir kirchliche Ausflugsziele in den deutschen Bistümern vor, die etwas abseits ausgetretener Touristenpfade liegen und nicht viel Geld kosten. In der sechsten Folge blicken wir auf die (Erz-)Diözesen München und Freising, Augsburg, Passau und Regensburg.

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Erzbistum München und Freising: Hoch hinaus bei den Berggottesdiensten

Hoch oben auf den Bergen fühlen sich Menschen seit jeher Gott nahe – tausende Gipfelkreuze zeugen davon, genauso wie die vielen Kapellen, die in großer Höhe errichtet worden sind. Ein Glück also, wenn man Berge direkt vor der Haustür hat – wie etwa die Menschen im Erzbistum München und Freising. Dort und anderswo gibt es schon seit langem die Tradition der Berggottesdienste. "Unsere Berggottesdienste feiern wir an den schönsten Plätzen entlang der Alpen: in unberührter Natur, auf hohen Gipfeln oder an herrlich gelegenen Kapellen", schreibt die Erzdiözese auf ihrer Internetseite. "Hier öffnet sich das Herz! Im gemeinsamen Erleben, Singen und Beten lassen sich große Dankbarkeit und Gastfreundschaft erfahren."

Eingeladen zu den Gottesdiensten sind Einheimische wie Urlauber. Das Erzbistum München und Freising stellt auf seiner Website eine Übersicht über die diesjährigen Termine der Berggottesdienste zu Verfügung, die es an zahlreichen verschiedenen Orten in großer Höhe gibt, beispielsweise am Wendelstein (siehe Titelbild) – und zwar noch bis in den Dezember hinen. Ob sie jedoch wirklich stattfinden können, hängt jeweils von der Witterung ab. Das bedeutet auch: sich immer gut vorbereiten und ausrüsten!

Außenaufnahme einer Kirche mit Zwiebelturm
Bild: ©Joyce van Stan/Fotolia.com

Die Augsburger Basilika Sankt Ulrich und Afra: Hier befindet sich das Grab des heiligen Ulrich.

Bistum Augsburg: Radtouren mit dem heiligen Ulrich

Von Juli 2023 bis Juli 2024 feierte das Bistum Augsburg seinen Patron, den heiligen Ulrich, mit einem Jubiläumsjahr. Im Zuge dessen wurden in der Diözese einige Aktionen gestartet, die ihn ins Zentrum stellen sollten. Für Sportliche und Radbegeisterte war auch etwas dabei: Jeden Monat wurde eine Radtour vorgestellt, die Ulrichskirchen und Orte aus dem Leben des Heiligen im Bistum miteinander verbindet. Erkundet wurden sie vom Ehepaar Susanne und Walter Elsner, die schon mehrere Pilgerführer veröffentlicht haben. Insgesamt 13 sind es geworden. Wichtig und praktisch: Die Startorte sind mit der Bahn zu erreichen.

Exemplarisch sei an dieser Stelle eine Tour vorgestellt, und zwar die „Augsburger Runde“. Erste Station ist der Augsburger Dom: Die Weihe von dessen "Vorgängerbau" lässt sich auf 805 datieren. Es heißt, dass Ulrich (890-973) dort gewirkt hat. Historisch verbürgt ist, dass er Beschädigungen am Gebäude durch die Ungarneinfälle ab 923 beseitigen ließ. Vom Dom aus geht es weiter ins unmittelbare Augsburger Umland nach Gersthofen, direkt zur alten Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere, die 969 erstmals urkundlich erwähnt worden ist, sprich in der Amtszeit Ulrichs.

Über die Ortschaften Batzenhofen und Hainhofen geht es weiter in den südlichen Augsburger Stadtteil Göggingen. Bei der Kirche "Zum heiligsten Erlöser" handelt es sich zwar um ein neues Gotteshaus, das erst vor rund 65 Jahren erbaut wurde. Dennoch hat die Kirche einen Bezug zu Ulrich. Ein Rundfenster an der Fassade zeigt eine bedeutsame Szene aus dem Leben des Heiligen: In seiner Vita wird nämlich berichtet, dass Ulrich hoch zu Ross die Hochwasser führende Wertach überquert habe, ohne nasse Füße zu bekommen, während sein den Hirtenstab tragender Kaplan trotz eines kräftigeren Pferdes vollkommen durchnässt am anderen Ufer ankam.

Von Göggingen aus geht es zurück in die Augsburger Innenstadt zur Basilika St. Ulrich und Afra, wo sich das Ulrichsgrab befindet. Zum Schluss der Tour lohnt noch die nicht weit entfernte Moritzkirche einen Besuch, die seit ihrer Neugestaltung von 2008 bis 2013 ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich historische Bedeutung und moderne Spiritualität zusammenbringen lassen. Die Streckenlänge beträgt 38,9 Kilometer, als Gesamtfahrzeit werden drei Stunden ausgewiesen.

Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Sammarei
Bild: ©picture alliance/imageBROKER/Wolfgang Weinhäupl

Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Sammarei in der niederbayerischen Gemeinde Ortenburg.

Bistum Passau: Sammarei – eine Holzkapelle in der Kirche

Es wird manchmal bayerisches Assisi genannt, weil es stark an die dortige Basilika Santa Maria degli Angeli mit seiner Portiunkula erinnert: In der niederbayerischen Gemeinde Ortenburg, genauer gesagt im Ortsteil Sammarei, befindet sich mit der Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt ein ganz besonderes Gotteshaus. Es wurde über einer vollständig erhaltenen Holzkapelle aus dem Mittelalter erbaut, der laut Experten wohl ältesten Holzkirche in Deutschland und der ältesten Blockbaukirche Mitteleuropas.

Seit dem hohen Mittelalter stand hier schon ein bescheidenes Muttergottesheiligtum. Die Holzkapelle wurde urkundlich erstmals 1521 erwähnt, ist aber wohl viel älter. Ein neben der Kapelle gelegenes Bauerngut brannte 1619 nieder. Dabei fielen brennende Äste der umstehenden Bäume auf das Dach der Kapelle – ohne sie in Brand zu stecken. Ein dicht neben der Kapelle stehender Apfelquittenbaum war beim Brand des Hofes ganz versengt worden. Der Überlieferung nach fing jedoch der Ast, der der Kapelle am nächsten hing, wieder zu blühen an und trug besonders schöne Früchte. So entstand die Wallfahrt nach Sammerei. Zudem beschloss man, über der Kapelle eine standesgemäße Barockkirche zu errichten – der Bau begann 1629. Die Kapelle befindet sich hinter deren Hochaltar. Bis heute ist Sammarei (der Name ist eine volkstümliche Abwandlung von "Sancta Maria") der zweitgrößte Wallfahrtsort im Bistum Passau nach Altötting.

Beginn des Ostbayerischen Jakobswegs
Bild: ©privat

Am Grenzübergang zwischen dem tschechischen Všeruby und dem bayerischen Eschlkam beginnt der Ostbayerische Jakobsweg.

Bistum Regensburg: Pilgern auf dem Ostbayerischen Jakobsweg

Jakobswege gibt es in Europa viele. Sie alle sind so miteinander verknüpft, dass jeder von ihnen im Prinzip nach Santiago de Compostela führt. Einer der bekanntesten Jakobswegen in Deutschland beginnt im Bistum Regensburg – und zwar dort, wo einst die Wege der westlichen Welt endeten: am Grenzübergang zwischen dem tschechischen Všeruby und dem bayerischen Eschlkam. Dort befindet sich auch ein Markierungsstein, der die Entfernung bis nach Santiago zeigt: 2.825 Kilometer.

Von der bayerisch-tschechischen Grenze führt der Ostbayerische Jakobsweg durch den Bayerischen Wald zur Donau und nach Regensburg – an vielen Kirchen vorbei, die dem Apostel geweiht sind. Von Regensburg aus verläuft er weiter über den Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg und die Limesstraße ins Altmühltal nach Eichstätt, bevor er in Donauwörth endet. Somit geht er auch durch die Bistümer Eichstätt und Augsburg. In Donauwörth mündet der Ostbayerische Jakobsweg schließlich in den Bayerisch-Schwäbischen Jakobusweg, der über Augsburg zum Bodensee führt.

Insgesamt durchquert der Ostbayerische Jakobsweg 273 Kilometer lang den Freistaat Bayern. Doch keine Sorge, man muss ihn nicht auf einmal gehen: Im Internet gibt es zahlreiche Vorschläge, wie Tagesetappen aussehen können. Übrigens: Der Ostbayerische Jakobsweg setzt die tschechische Südvariante des Jakobsweges fort, welche von Prag an die deutsch-tschechische Grenze führt. Somit kann man sich vom Startpunkt des Ostbayerischen Jakobsweg auch auf den Fußweg nach Prag machen.

Von Matthias Altmann