Augsburger Bischof dämpft Erwartungen an baldige Frauenweihe

Meier: Habe bei Bewertung der AfD eine Entwicklung durchgemacht

Veröffentlicht am 02.08.2024 um 15:01 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Bei der Ministrantenwallfahrt in Rom können die Teilnehmer einigen Bischöfen ihre Fragen stellen. Im Gespräch mit den Messdienern sprach Bischof Betram Meier über die AfD, die Frauenweihe – und seinen "Streik" als jugendlicher Ministrant.

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Bischof Bertram Meier hat nach eigenen Worten eine Entwicklung bei der Bewertung der rechtspopulistischen Partei AfD durchgemacht. Noch vor etwa einem Jahr habe er sich gegen den Ausschluss von AfD-Mitgliedern von kirchlichen Ämtern und Gremien ausgesprochen, um eine weitere Radikalisierung dieser Personen zu verhindern, sagte Meier am Freitag im Rahmen der Ministrantenwallfahrt in Rom. Der Augsburger Bischof äußerte sich bei der Veranstaltung "Ask the Bishop", bei der dem Oberhirten von Teilnehmern der Wallfahrt Fragen gestellt wurden.

Meier zitierte bei der Veranstaltung aus der Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zur AfD vom Februar: "Wenn menschenverachtende und demokratiefeindliche Tendenzen und Positionierungen in einer Partei vorliegen, dann müssen wir uns ganz klar abgrenzen", so der Bischof. "AfD-Wähler fallen nicht vom Himmel. Wir müssen aufpassen in eine Art Gesinnungsschnüffelei zu kommen, denn ich gehe davon aus, dass auch in der Wählerschaft der AfD Christinnen und Christen aus der katholischen Kirche zu finden sind." Wenn ein Katholik jedoch in der AfD Funktionen übernehme und damit zeige, dass er das Parteiprogramm mittrage, habe er keinen Platz in einem kirchlichen Gremium.

Weiter warnte Meier davor, bei der Frage nach Zulassung von Frauen zum Weiheamt zeitnahe Antworten zu erwarten. "Die Frauenweihe ist ein Thema, das sehr viele bewegt und stark diskutiert wird." Doch es gelte weiterhin die Aussage aus dem Dokument "Ordinatio sacerdotalis" von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1994, nach dem die Kirche keine Berechtigung habe, Frauen zu weihen. "Papst Franziskus ist jedoch niemand, der sich Diskussionen verschließt. Er hat zwei Kommissionen zu diesem Thema eingesetzt, deren Ergebnis noch nicht vorliegt", so Meier. Allzu hohe Erwartungen, dass bald Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen geweiht würden, werden sicher enttäuscht werden, daher wolle er diese nicht nähren. In seinem Ordinariat setze er sich aber dafür ein, Frauen in Leitungsämter zu bringen. Gleichzeitig rief Meier die anwesenden Mädchen und jungen Frauen dazu auf, zur Kirche zu stehen und sich für sie einzusetzen.

"Als Bischof verstehe ich mich besonders als Brückenbauer"

Der Bischof äußerte sich auch zum derzeitigen Priestermangel: Er stehe zur sakramentalen Grundstruktur der Kirche, so Meier. "Wenn wir katholische Kirche sein wollen, brauchen wir Priester, die das Wort Gottes verkünden, die Sakramente spenden und die Gemeinden leiten." Er frage sich jedoch auch, was Gott seiner Kirche mit der geringen Zahl von Priesterberufungen sagen wolle. "Die Laien sollen ihre Verantwortung zum Wohl der Kirche erkennen." Das bedeute nicht die Abschaffung des Klerus oder die Klerikalisierung der Laien, aber sehr wohl, dass die Kirche als Volk Gottes erkenne, wie sehr sich Laien und Kleriker gegenseitig bräuchten. Eine Rolle der Gläubigen könne daher sein, auch in kleinen Gemeinden den christlichen Glauben zu leben und das Evangelium zu verkünden. "Es muss nicht immer eine Heilige Messe sein, manchmal feiert man besser eine Wortgottesfeier", erklärte der Bischof. Berufungen könne man zudem nicht selbst erzeugen: "Berufungspastoral ist kein Rekrutierungsbüro, sondern eine geistliche Herausforderung. Niemand kann geistliche und pastorale Berufungen produzieren, denn es ist Christus, der ruft."

Gefragt nach der Bedeutung traditioneller Frömmigkeitsformen, wie dem Rosenkranz oder der Alten Messe, sprach sich der Augsburger Bischof für eine Vielfalt des katholischen Glaubens aus. "Katholisch-Sein heißt immer 'sowohl als auch', was keine Beliebigkeit bedeutet." Verschiedene Strömungen innerhalb der Kirche müsse man ernstnehmen, aber auch existieren lassen. "Wir müssen aufpassen, einander anzunehmen und uns nicht auszugrenzen", so Meier. "Als Bischof verstehe ich mich besonders als Brückenbauer. Ich möchte nicht in polemische Spitzen verfallen, in welche Richtung auch immer, sondern ich möchte Bischof für möglichst viele sein, die meiner Hirtensorge anvertraut sind." Dabei gebe es auch Grenzen: "Ich habe nichts gegen die Alte Messe, aber bei mir gehen die Warnleuchten an, wenn Anhänger der Alten Messe sagen, dass in der regulären Messfeier nach den Reformen des Zweiten Vatikanums nicht so viel Gnade enthalten ist, wie in der Alten Messe."

Meier habe seine eigene Karriere als Ministrant bereit im Alter von acht Jahren noch vor der Erstkommunion begonnen. "Ich wollte unbedingt ministrieren, durfte vorerst aber nur bei Andachten und Rosenkränzen dienen." Gerade die Rosenkranz-Andachten habe er aber oft als langweilig erlebt. Weil er kleingewachsen ist, wurde Meier auch als Jugendlicher noch oft zum Tragen der Leuchter eingeteilt und nicht zum Weihrauchdienst. Im Alter von 13 Jahren habe er deshalb seinem Pfarrer aus der Verärgerung heraus einen Streikbrief geschrieben und sei nicht zum Ministrantendienst in der Osternacht erschienen. Der Pfarrer habe ihn darauf hin zu einem Gespräch eingeladen und ihm einen Satz gesagt, an den er auch heute als Bischof noch oft denke, so Meier: "Beim Ministrieren geht es nicht darum, die Hauptrolle zu haben, sondern sich in den Dienst des Evangeliums zu stellen." Die XIII. Ministrantenwallfahrt nach Rom findet vom 29. Juli bis zum 3. August statt. Rund 50.000 Ministranten aus 15 Ländern sind dafür nach Italien gepilgert. Aus Deutschland sind etwa 35.000 Teilnehmer dabei. (rom)