Weihnachten im Kloster
Weihnachten ist nicht nur eines der wichtigsten christlichen Feste im Jahreskreis, sondern auch mit vielen Traditionen verbunden. Weihnachtsbaum, Krippe und Bescherung sind für viele Menschen selbstverständlich - doch wie sieht es im Kloster aus? Mönche und Nonnen verraten, wie sie das Weihnachtsfest begehen und worauf sie sich besonders freuen.
Benediktinerabtei Münsterschwarzach
Pater Anselm Grün lebt seit über 50 Jahren in der Benediktinerabtei im fränkischen Münsterschwarzach. Für den bekannten Buchautor und geistlichen Begleiter ist "Weihnachten vor allem ein Fest der feierlichen Liturgie". Am Heiligen Abend dauert der Gottesdienst von 22:45 Uhr bis 1.30 Uhr. Im Anschluss daran erfolgt die Eucharistiefeier. Pater Anselm Grün zieht sich an Heiligabend aber bewusst drei Stunden in seine Zelle zurück, um zur Ruhe zu kommen. Der Mönch zündet dann eine Kerze an und liest seine Weihnachtspost. Darauf freut er sich immer besonders, weil er sich so mit vielen Menschen verbunden weiß. Dazu hört der Benediktinerpater gerne das Weihnachtsoratorium und denkt darüber nach, was Weihnachten für ihn persönlich bedeutet.
Eine Bescherung gibt es im Kloster nicht. "Wir Mitbrüder schenken uns gegenseitig nichts", erklärt der 73-Jährige. "Doch von der klostereigenen Bäckerei gibt es immer eine Tüte Plätzchen für jeden Mönch", verrät der Benediktiner. Was sich Anselm Grün dieses Jahr zu Weihnachten wünscht? "Ich wünsche mir, dass die Menschen im Blick auf Gott, der es wagt, unter uns als Kind zu erscheinen, eine liebevollere und zärtlichere Sprache lernen, eine, die nicht spaltet, sondern verbindet und aufrichtet."
Zisterzienserabtei Himmerod
Obwohl das Zisterzienserkloster Himmerod in der Eifel seit über einem Jahr aufgelöst ist, leben dort noch Pater Stephan Senge, der das Gästehaus leitet, und Bruder Jonas Idziaszek, der Küster der Abteikirche. Gäste gibt es in Himmerod sowieso immer, sie sollten auch nie fehlen, sagt Pater Stephan. Einige von ihnen verbringen jedes Jahr die Weihnachtsfeiertage bis ins neue Jahr hinein im Gästehaus des Klosters. "Wir feiern miteinander Gottesdienste, halten das Stundengebet im ehemaligen Oratorium ab und schweigen viel." Stille sei an solchen Tagen etwas Wesentliches, meint der Zisterziensermönch.
Für den Heiligen Abend habe er schon einiges für die Gäste geplant: Abends soll es ein Buffet geben, der Weihnachtsbaum wird geschmückt und dann dürfen sich die Gäste auf eine kleine Überraschung freuen. Was genau, will er nicht verraten. Gemeinsam werden Weihnachtslieder gesungen, vielleicht spielt Pater Stephan auch am Klavier. Um 23 Uhr ist die Christmette, die der Rektor der Abteikirche Himmerod, Reinhold Bohlen, mit allen zusammen feiert, genauso wie am nächsten Tag das Weihnachtshochamt. Pater Stephan übernimmt am Fest der Geburt des Herrn die Hirtenmesse um 8 Uhr morgens in der Kirche. Eine Bescherung gibt es nicht, aber manche Gäste verschenken selbstgebackene Plätzchen oder Bastelsachen, erzählt er. Darüber freue sich Pater Stephan, auch wenn er in seinem Alltag weder einen Kamm noch feste Schuhe benötige, wie er erzählt. Sein Arzt habe ihm aber dringend empfohlen, sich nun orthopädische Schuhe zu besorgen. "Vielleicht ist das ja mein Weihnachtswunsch für dieses Jahr", lacht der 84-Jährige.
Täglich treibt er Sport, indem er barfuß durch den Wald läuft oder im eiskalten Fluss schwimmt, das bewahre ihn schließlich vor Erkältungen oder einer Grippe. Diese Auszeiten aus dem Alltag brauche er, auch an Weihnachten. Nur so könne Jesus Christus auch in mein Herzen kommen, meint er. Für andere da zu sein, vor allem für die Gäste des Klosters, das sei ihm besonders wichtig. Er hoffe, dass er noch lange in Himmerod bleiben könne, schließlich habe er das bei seinem Eintritt dem damaligen Abt versprochen. Er wünscht sich, dass Himmerod ein Ort des Glaubens bleibe, an dem viele Menschen Kraft tanken können – nicht nur an Weihnachten.
Benediktinerabtei Tholey
Frater Wendelinus Naumann (46) lebt seit vier Jahren in der Abtei Tholey im Saarland. Früher war er der weltliche Cellerar des Klosters, bis er selbst Mönch wurde und ins Kloster eintrat. Die insgesamt 14 Benediktiner leben in einer kontemplativen Gemeinschaft mit strengen Schweigezeiten. Über Nacht und während der Essenszeiten werde eisern geschwiegen, erzählt der Benediktiner. Für das festliche Menü an Weihnachten sorge im Kloster der Abt selbst. Mauritius Choriol war früher Sternekoch und verwöhnt heute mit ausgewählten Speisen seine Mitbrüder, schwärmt der Frater. Meist gibt es ein kaltes Buffet mit Fisch, Käse und gerolltem Schinken. Frater Wendelinus freut sich auch auf die Lebkuchen und Plätzchen, die die Mönche die ganze Adventszeit über gesammelt haben und am Heiligabend gemeinsam verzehren. "Für uns ist der Advent eine Buß- und Vorbereitungszeit. Also je mehr Verzicht, desto größer der Genuss", lacht der Pater.
Was sich die Mönche untereinander schenken? "Ein Lächeln", sagt Frater Wendelinus. "Aber wir bekommen auch Geschenke aus der Familie und von Freunden", ergänzt er. Die gemeinsame Klosterweihnacht beginnt für die Mönche nach dem Krippenspiel, weil die meisten Patres auch liturgische Dienste übernehmen. Spätestens bei der Christmette um 21:30 Uhr sind alle wieder zusammen. Dieses Jahr wird die Christmette außerhalb in der Pfarrkirche im Ort gefeiert. Dazu haben die Mönche extra einen Bus angemietet, um dorthin zu fahren, erzählt Wendelinus. Im Gottesdienst legt der Abt nach dem Weihnachtsevangelium das Christuskind in die Krippe. "Das ist der Höhepunkt für uns, denn dann ist das Wort Fleisch geworden und Weihnachten ist da." Während der Liturgie erklingen lateinische Gesänge, die die Schola singt. Am Schluss der Liturgie wird die Kirche abgedunkelt und das Lied "Stille Nacht" gesungen. Ein sehr besinnlicher Moment für Frater Wendelinus.
"Wenn Vater Abt es erlaubt, werden wir Brüder nach dem Hochamt am ersten Weihnachtsfeiertag den Papstgottesdienst aus Rom mit dem traditionellen Segen 'Urbi et Orbi' im Fernsehen anschauen", verrät Wendelinus. Es gebe ohnehin nur ein Gerät im Kloster. "Vielleicht schauen wir danach auch Wintersport", schmunzelt er. Er freue sich schon darauf, gemeinsam mit den Mitbrüdern die Weihnachtspost zu lesen. Wie jedes Jahr bekommen die Benediktiner viele Karten und Briefe mit Gebetsanliegen zugeschickt. Denn Weihnachten sei auch ein Fest der Einsamkeit, meint Frater Wendelinus. "Wir nehmen alle Anliegen mit in den Gottesdienst und beten für die Menschen." Sein persönlicher Weihnachtswunsch für dieses Jahr? "Ich hoffe, dass ich den Menschen, die schwer zu tragen haben, etwas von der Weihnachtsfreude, die wir hier im Kloster verspüren, weiter schenken kann."
Benediktinerinnenabtei Nonnberg
Bei den Benediktinerinnen auf dem Salzburger Nonnberg wurden schon immer viele alte Traditionen in der Weihnachtszeit gepflegt. Schließlich ist das Stift Nonnberg das älteste Frauenkloster im deutschen Sprachraum. Das Kloster steht unter Denkmalschutz und gehört zum UNESCO-Welterbe. Es wurde im Jahr 711 vom heiligen Rupert auf dem Salzburger Festungsberg gegründet. Schwester Eva-Maria Saurugg lebt schon seit einigen Jahrzehnten im Kloster. Sie erinnert sich noch an den Brauch des "Kindelwiegens". Dazu wurde eine Christusfigur in eine Wiege gelegt und besonders verehrt. Heute sei dieser Brauch aber nur noch selten anzutreffen, weil er durch das Krippenspiel vielerorts abgelöst wurde.
Bei der Christmette im Kloster sei es üblich, dass der Priester beim Einzug das Jesuskind, das zuvor noch während der Weihnachtsvigil auf dem Altar der Chorkapelle zugedeckt in einem Korb lag, mit sich trägt und in die Krippe vor dem Altar legt. Das sei ein besonders inniger Moment, meint Schwester Eva-Maria. Ein anderer Brauch der Benediktinerinnen sei die zweimalige Verkündigung: Dabei wird der Text der Engelsbotschaft an die Gottesmutter Maria aus dem Lukasevangelium von einer Mitschwester vorgetragen. Einmal werde der Text am Heiligen Abend in der Früh und zum zweiten Mal am gleichen Tag abends vor dem Abendessen im Refektorium vorgelesen.
Die wichtigste Weihnachtsbotschaft dabei ist, dass Gottes Sohn Mensch wird, woran wir fest glauben, sagt die Benediktinerin. Ein weiterer schöner Brauch der Abtei: Vor dem Fest der Epiphanie am 6. Januar gehen die Ordensfrauen mit Weihwasser und Weihrauch und vielen Gebeten durch das Kloster und segnen damit alle Räume. "So können wir als Gemeinschaft gut in das neue Jahr gehen", erklärt Schwester Eva-Maria. Ihr Weihnachtwunsch? "Ich wünsche allen, ein gesegnetes und gnadenreiches Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Sein Schutz und Segen möge Sie im kommenden Jahr allzeit begleiten."
Benediktinerinnenabtei Kellenried
Nonnberger Schwestern haben das oberschwäbische Benediktinerinnenkloster St. Erentraud in Kellenried mitgegründet. Die dortigen 18 Schwestern leben die üblichen Klosterbräuche an Weihnachten schon seit vielen Jahren, erzählt Schwester Charis Doepgen. "Bei uns gibt es die festlichen Gottesdienste zur Weihnachtsvigil und das Mitternachtshochamt, aber ansonsten geht es im Kloster sehr nüchtern zu." Weil die Schwestern das mit der Zeit auch zu spartanisch fanden, haben sie vor ein paar Jahren am ersten Feiertag einen Weihnachtsbrunch eingeführt. Der findet im festlich geschmückten Refektorium statt.
Eine Bescherung gebe es zwar keine, aber wenn die einzelnen Schwestern etwas geschenkt bekommen, also Bücher oder Süßigkeiten, landet alles auf dem gemeinsamen Gabentisch und wird dann geteilt. Im Kreuzgang des Klosters wird an Weihnachten immer eine sehr schöne barocke Krippe aufgestellt. "Vor ihr singen wir jeden Abend zwischen Weihnachten und Epiphanie ein mehrstimmiges Weihnachtslied", erklärt die Benediktinerin. Wer will, kann die Weihnachtsfeiertage über auch im Kloster mit den Schwestern verbringen. "Denn Gastfreundschaft ist uns wichtig", erklärt Schwester Charis. "Alle Gäste, die kommen, sollen wie Christus aufgenommen werden. In jedem Menschen können wir so Gott begegnen", sagt die Benediktinerin.