Wie Kekse und Co. vom Glauben erzählen

Diese religiöse Bedeutung hat das Weihnachtsgebäck

Veröffentlicht am 27.11.2022 um 11:50 Uhr – Von Roland Müller – Lesedauer: 
Weihnachten

Bonn ‐ In der Advents- und Weihnachtszeit sind sie allgegenwärtig: Spekulatius, Christstollen und Dominosteine. Doch Weihnachtsgebäck schmeckt nicht nur lecker - hinter ihm stecken oft auch theologische Gedanken.

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Der Duft von Gewürzen liegt in der Luft, besinnliche Musik spielt im Hintergrund und eine Schüssel mit Teig steht auf einem mit Mehl bestreuten Tisch. Eine typische Szene beim adventlichen Backen daheim. In der Advents- und Weihnachtszeit backen viele Deutsche mit großer Leidenschaft. Was den meisten nicht bewusst ist: Hinter dem Advents- und Weihnachtsgebäck verbirgt sich häufig ein religiöser Sinn. Eine Theologie des Weihnachtsgebäcks kann eine christliche Bedeutung sogar bei Backwerk erkennen, von dem es niemand erwartet hätte. katholisch.de stellt die wichtigsten Gebäcke und ihre Bedeutung vor.

Weckmann
Bild: ©stockcreations/Fotolia.com/katholisch.de

Ein Weckmann stellt einen Bischof dar - aber welchen?

Stutenkerl/Weckmann

Dieses süße Brot in Form eines Männchens hat mehrere Namen. In Norddeutschland wird es oft Stutenkerl genannt, im Süden meist Weckmann. Es stellt den Bischof Nikolaus dar und wird deshalb traditionell am 6. Dezember verzehrt. Im Mittelalter trug der Weckmann einen Bischofsstab. Nach der Reformation drückten ihm die protestantischen Bäcker jedoch eine unbedenklich erscheinende Pfeife in die Hand. So wurde der Oberhirte zu einem normalen Hefemann mit einer kleinen Tonpfeife. In einigen Regionen Deutschlands wird der Weckmann übrigens am Gedenktag eines anderen heiligen Bischofs verschenkt: Am 11. November, dem Martinstag.

Spekulatius auf einem Geschirrtuch
Bild: ©kristina rütten/Fotolia.com

Früher konnte man mit Spekulatius die Nikolausgeschichte erzählen.

Spekulatius

Der Spekulatius ist nicht nur in Deutschland beliebt, auch in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg ist dieses vorweihnachtliche Bildgebäck ein Renner. Es verdankt seinen Namen wahrscheinlich dem lateinischen Wort speculator, was Aufseher oder auch Bischof bedeutet. Klassischerweise stellen die Szenen auf dem Gebäck die Legenden des heiligen Nikolaus dar. Anhand von Spekulatius konnten die Esser so das Leben des heiligen Bischofs kennenlernen. Es handelt sich bei diesen Keksen also um gebäckgewordene Pädagogik. Auch wenn heute andere Motive die Spekulatius schmücken.

Aufgeschnittener Christstollen
Bild: ©Darius Dzinnik/Fotolia.com

Der Christstollen hat eine über 600 Jahre lange Geschichte.

Christstollen

An Weihnachten feiern die Christen, dass Gott Mensch wird. Nicht als starker Mann, sondern als schutzbedürftiges Kind. Das Jesuskind in der Krippe hat seit jeher die Menschen angesprochen und zu Kunstwerken inspiriert. Auch Bäcker und Konditoren haben sich den in weiße Windeln gewickelten Säugling zum Vorbild genommen und ein Gebäck geschaffen: den Christstollen. Mit Puderzucker oder weißem Zucker überzogen stellt das Fruchtgebäck den neugeborenen Jesus dar. Seit mehr als 600 Jahren ist der Christ- oder Weihnachtsstollen in Deutschland bezeugt. Auch heute noch schneiden sich viele Leute an Weihnachten gerne eine Scheibe vom süßen Jesulein ab.

Helle und dunkle Dominosteine
Bild: ©dpa/Andrea Warnecke

Dominosteine erinnern an die Steinigung des Hl. Stephanus.

Dominostein

Zugegeben: Der Dominostein ist ein Weihnachtsgebäck, das eigentlich ohne christlichen Hintergedanken erschaffen wurde. 1936 erfand der Dresdner Chocolatier Herbert Wendler eine Schichtpraline aus Lebkuchen, Gelee und Marzipan. Sie sollte kostengünstig und damit auch für Menschen mit wenig Einkommen erschwinglich sein. In der Nachkriegszeit wurde sie als Notpraline populär. Heute zählt der Dominostein zu den liebsten Naschereien der Deutschen in der Weihnachtszeit. Man kann in der in Sachsen erfundenen Praline eine christliche Aussage entdecken, wenn man genau hinsieht. Denn am 26. Dezember feiert die Kirche den Gedenktag des heiligen Stephanus. Der erste christliche Märtyrer wurde zu Tode gesteinigt, hat jedoch durch sein Zeugnis für Christus das ewige Leben erlangt. Die Dominosteine können als Erinnerung an die Steine verstanden werden, mit denen Stephanus ermordet wurde. Die Praline hat eine bittere Lebkuchenschicht und eine süße Geleeschicht. Diese stehen für den bitteren Tod des Stephanus und das süße Leben im Himmel.

Zimtsterne auf einem Weihnachtsteller
Bild: ©KNA

Zimtsterne verweisen auf die Heiligen Drei Könige.

Zimtstern

"Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen" (Mt 2,2). Diese Stelle des Matthäusevangeliums erzählt von den Sterndeutern, die sich aufgemacht hatten, um den neugeborenen Jesus zu finden. Ein Stern hat ihnen dabei den Weg gewiesen. Der Zimtstern erinnert an die Heiligen Drei Könige. Er kann daher mit gutem Gewissen am Dreikönigstag (und nicht nur dann) gegessen werden. Wie schon sein Name verrät, besteht das Weihnachtsgebäck zu einem gewissen Anteil aus Zimt. Dieses Gewürz ist seit mehreren Tausend Jahren bekannt. Ihm wird seit jeher eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. So soll es den Blutzuckerwert senken und den Stoffwechsel fördern. Ein Grund mehr, in der Advents- und Weihnachtszeit zu Gebäck zu greifen.

Von Roland Müller

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 15.12.2016 auf katholisch.de.