Das Alte Testament ist nicht nur Männersache

10 Frauen, die Sie kennen müssen

Veröffentlicht am 08.03.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Weltfrauentag

Bonn ‐ Ob Abraham, Moses oder Noah: Das Alte Testament scheint nur aus Geschichten über Männer zu bestehen. Und doch gibt es auch Gegenbeispiele. Zum Weltfrauentag stellt katholisch.de zehn von ihnen vor.

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Eva

Eva, die erste Frau. Sie taucht erst im zweiten Schöpfungsbericht auf: als Frau, die Gott aus einer Rippe des Mannes formte. Nach dem sogenannten Sündenfall gibt der Mann ihr den Namen Eva, was "die Leben Schenkende" oder "Mutter des Lebens" bedeutet. Denn die Frau soll unter Schmerzen Kinder gebären, nachdem Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen haben und aus dem Paradies vertrieben wurden. Nach der Vertreibung  wird Eva nur noch bei der Geburt ihrer drei Söhne erwähnt. Ihnen gibt sie die Namen Kain, Abel und Set. Während Adam 930 Jahre alt geworden sein soll, wird über den Tod Evas nichts berichtet. Bibelstelle: Gen 2,4 bis 4,25; Gedenktag: 23. Januar und (mit Adam) 24. Dezember

Sara

Sara, zu Beginn noch Sarai genannt, ist als Frau Abrahams die "Erzmutter Israels". Sie zieht mit ihrem 75-jährigen Mann und seinem Neffen Lot in das Land, das Gott Abraham verheißen hat und muss es schon bald wieder wegen einer Hungersnot gen Ägypten verlassen. Dort gibt Abraham seine schöne Frau als Schwester aus, damit der Pharao ihn nicht tötet. Tatsächlich nimmt der Pharao Sara zur Frau und beschenkt den vermeintlichen Bruder mit Reichtümern. Nach einem Eingreifen Gottes wird der Betrug jedoch entdeckt und das Ehepaar kehrt ins verheißene Land zurück. Die kinderlose Sara veranlasst Abraham, mit ihrer Magd Hagar ein Kind zu zeugen, um "durch sie zu einem Sohn" zu kommen. Als Hagar schwanger wird, kommt es zum ersten Konflikt zwischen den Frauen. Eines Tages, als Sara bereits 90 Jahre alt war, besuchen drei Männer unangekündigt das Ehepaar. Durch die Zeltwand hört Sara, wie Gott durch die drei Männer ihr die Geburt eines Sohnes verheißt. Sara lachte darüber und dachte: "Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch das Glück der Liebe erfahren?". Vielleicht mit Bezug darauf nennt sie ihren dann tatsächlich geborenen Sohn Isaak, "der Lachende". Als Sara Konflikte Isaaks mit Hagars Sohn Ismael befürchtet, lässt sie die Magd wegschicken. Sara stirbt mit 127 Jahren und wird in einer von Abraham gekauften Höhle bei Hebron begraben. Bibelstelle: Gen 11-12, 16-18 und 20 bis 23,2 , Gedenktag: 9. Oktober

Bild: ©KNA

Das Gemälde "Hagar und Ismael in der Wüste" von Claude Lorrain (1600 - 1682).

Hagar

Hagar ist eine ägyptische Sklavin. Sie gehört Sara, der Frau Abrahams, wahrscheinlich seit der Zeit, in der Sara mit Abraham in Ägypten war und vom Pharao beschenkt wurde (Gen 12,16). Als sie im hohen Alter kinderlos zu bleiben scheinen, bittet Sara ihren Mann, Hagar zu schwängern. Als die schwangere Hagar ihre Herrin nicht mehr achtet, misshandelt Sara sie und Hagar flieht. Dort wird sie von Gott gefunden und errettet: Der Engel des Herrn sagt ihr zu, dass sie viele Nachkommen haben werde. Hagar kehrt zu ihrer Herrin zurück und gebiert Ismael. 14 Jahre später bekommt auch Sara mit Abraham einen Sohn und stört sich an dem Erstgeborenen Abrahams mit ihrer ägyptischen Magd. Ismael und Hagar werden mit wenig Proviant in die Wüste geschickt. Im Auftrag Gottes rettet ein Engel die beiden vor dem Verdursten. Gott verheißt Hagar erneut, dass Ismael der Stammvater eines großen Volkes werde. Sie ist damit die einzige Frau, die von Gott selbst "Väterverheißungen" erfährt. Sie ließen sich in der Wüste nieder und Hagar gab Ismael eine Frau aus Ägypten. Bibelstelle: Gen 16 und 21

Rebekka

Die Geschehnisse um Rebekka, der Frau Isaaks, stehen im Zusammenhang mit der Abrahamgeschichte. Dieser ließ für seinen Sohn Isaak seine Großnichte Rebekka aus der alten Heimat holen, damit Isaak keine der heidnischen Kanaaniterinnen heiraten musste. Von ihrer Jugend bis zum Alter folgt die biblische Erzählung ihrem Lebensweg. Abrahams Knecht findet an einem Brunnen die Richtige für Isaak: Die junge, schöne und wohl auch abenteuerlustige Rebekka, die dem fremden Knecht zu Trinken gab. Sie ist bereit, in die Fremde zu reisen und einen Unbekannten zu heiraten. Issak gewinnt sie lieb und sie bekommen die Zwillingssöhne Esau und Jakob. Rebekka stiftete später ihren zweitgeborenen Lieblingssohn Jakob dazu an, sich den Segen des Vaters mit einer List zu erschleichen. Nachdem er das getan hatte, musste sie ihm zur Flucht vor dem wütenden Bruder nach Mesopotamien raten. Über ihren Tod wird in der Bibel nichts berichtet. Bibelstelle: Gen 24-28 und 35, Gedenktag: 30. August

Dina

Die Geschichte von Dina ist ohne glücklichen Anfang und ohne Happy End. Sie ist die Tochter, die Jakob mit Lea hatte, einer Frau, die er sich nicht ausgesucht hatte. Dina ist nach acht Söhnen das letzte Kind Leas. Als Jakob nach Hause zurückkehrt und sich mit seinem Bruder versöhnt, geht das Mädchen Dina aus, "um sich die Töchter des Landes anzusehen." Sichem, der Sohn des Landesfürsten, sieht sie, vergewaltigt Dina und verliebt sich dann in sie. Die Väter wollen sich einigen und die beiden verheiraten. Als Sichem einen hohen Brautpreis verspricht, fordern die großen Brüder Dinas arglistig, dass alle Männer der Stadt sich beschneiden lassen. Als sie das getan haben, sinnen zwei Brüder weiter auf Rache und ermorden alle geschwächten Männer, die am dritten Tag nach der Beschneidung an Wundfieber leiden. Auch Sichem und sein Vater werden erdolcht und Dina aus dem Haus Sichems  geholt. Jakobs Söhne haben die Familie in eine Gewaltspirale gerissen. Und Dina? Von ihr ist kein Wort überliefert; ihre einzige aktive Handlung ist ihr Spaziergang in die Stadt. Alles Weitere haben die Männer unter sich ausgemacht. Bibelstelle: Gen 30 und 34

Bild: ©picture-alliance/akg-images/Erich Lessing

Rebekka ist diejenige, die dem Fremden und seinen Tieren zu trinken gibt. So sucht der Knecht Abrahams Elieser die richtige Frau für Abrahams Sohn Isaak aus.

Debora

Debora ist die einzige Frau, die im Richterbuch des Alten Testaments das Amt einer Richterin ausübt. Zudem ist sie Prophetin. Die Töchter und Söhne Israels fragen sie an ihrem Sitz unter der Debora-Palme, um sich Recht sprechen zu lassen. Der König Kanaans, Jabin, bedrängt Israel zu dieser Zeit bereits seit 20 Jahren mit Gewalt. Sie übermittelt dem Feldherren Barak, gegen den Fremdherrscher in den Kampf zu ziehen, und kommt auf seine Bitte hin selbst mit. Die Schlacht wird gewonnen und es kehrt für 40 Jahre Friede ein. Der kanaanitische Heerführer Sisera wird zusätzlich dadurch gedemütigt, dass er auf der Flucht von einer weiteren Frau, Jael, mit einem Zeltpflock getötet wird. Debora und Barak stimmen daraufhin ein Siegeslied an, das Deboralied. Bibelstelle: Ri 4 und 5

Rut

Die Nichtisraelitin Rut ist die Hauptfigur im gleichnamigen Buch und eine der Stammmütter Jesu. Sie heiratet in eine jüdische Familie ein, die wegen einer Hungersnot nach Moab ausgewandert war. Nach dem Tod ihres Mannes, ihres Schwiegervaters und des Schwagers bleiben nur noch Rut, ihre moabitische Schwägerin Orpa und die jüdische Schwiegermutter Noomi übrig. Diese will nach Bethlehem zurück. Rut besteht darauf, mitzukommen, während Orpa sich von Noomi zur Umkehr überreden lässt. Rut hingegen antwortet Noomi mit einem Satz, der heute als Trauspruch beliebt ist: "Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich." In Juda sorgt Rut für sich und ihre Schwiegermutter, indem sie zur Nachlese der Ähren auf das Feld des reichen Boas geht. Die beiden Frauen schaffen es, sich in die Gesellschaft zu (re)integrieren und Boas heiratet Rut. Ihr gemeinsamer Sohn Obed ist der Großvater von König David, deshalb taucht Rut auch im Stammbaum Jesu (Mt 1,5 und Lk 3,32) auf. Bibelstelle: Buch Rut

Hanna

Hanna war eine von zwei Ehefrauen des Efraimiters Elkana. Bekannt ist sie vor allem als Mutter des Propheten Samuel. Die andere Frau Elkanas, Peninna, demütigt die zunächst kinderlose Hanna, bis sie weint und nicht mehr essen kann. In ihrer Verzweiflung bittet sie Gott um einen Sohn als Gabe oder auch Leihgabe, den sie Gott überlassen will. Nachdem sie Samuel zur Welt bringt, wartet Hanna nur so lange, bis sie ihn entwöhnt hat und bringt ihren kleinen Sohn zum Priester Eli in den Tempel von Schilo. Später bekommen Elkanas und Hanna noch drei Söhne und zwei Töchter. Aber jedes Jahr, wenn sie nach Schilo ziehen, um Gott zu opfern, bringt Hanna ihrem Samuel ein von ihr genähtes neues Obergewand mit. Bibelstelle: 1 Sam 1-2

Bild: ©Erica Guilane-Nachez/Fotolia.com

Königin Ester bittet ihren Mann Ataxerxes um Gnade für ihr Volk. Ihr Cousin Mordechai hatte erfahren, dass der persische Großwesir einen Völkermord an den Juden plant.

Judit

Die Witwe Judit ist eine der Hauptfiguren des gleichnamigen Buches. Es ist die Erzählung über eine Frau, die ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, um ihr Volk zu retten. Und ihr aus dem Gebet erwachsener Plan gelingt: Als der assyrische Feldherr Holofernes einen Unterwerfungsfeldzug zur Zerstörung aller Tempel führt, wehrt sich Israel lange. Dann will sich die lange belagerte Stadt Betulia aber ergeben. In dem Moment geht Judit jedoch unbewaffnet ins Heerlager und enthauptet Holofernes mit seinem eigenen Schwert. Ihre Schönheit und sein übermäßiger Alkoholkonsum helfen dabei. Das Buch Judit gehört in der Bibel von Katholiken und Orthodoxen zu den deuterokanonischen Schriften und steht in den sogenannten Geschichtsbüchern. Das nur auf Griechisch überlieferte Buch aus dem 1. Jahrhundert vor Christus wurde jedoch nicht in den jüdischen und in den protestantischen Kanon aufgenommen. Es schildert kein historisches Ereignis, sondern ist eher ein lehrhaftes Gleichnis. In der abendländischen Kunst ist die Enthauptung des Holofernes ein sehr beliebtes Thema.  Bibelstelle: Buch Judit

Ester

Ester ist im gleichnamigen Buch eine junge jüdische Frau, die zur persischen Königin aufsteigt. In dieser Position rettet sie ihr Volk vor der Vernichtung. Als der persische König Ataxerxes eine neue Frau sucht, wird ihm das anmutige Waisenmädchen Ester vorgestellt. Auf Anraten ihres Cousins Mordechai verheimlicht sie ihre jüdische Abstammung und wird zur Königin. Als der Großwesir Haman einen Völkermord plant, kann Ester ihren Mann überzeugen, seinen Vertrauten abzusetzen. Letztendlich wird der geplante Genozid an den Juden abgewendet. Zur Erinnerung an die Rettung feiern Juden bis heute das karnevalistische Purimfest, bei dem das Buch verlesen wird. Bibelstelle: Buch Ester, Gedenktag: 24. Mai

Von Agathe Lukassek

Linktipp: Provokant, einflussreich, todesmutig

Beim Blick auf Texte über die ersten Christen wird auch der Anteil der Frauen an der Geschichte sichtbar. Im Neuen Testament und danach spielen viele Frauen eine große Rolle – etwa als Jüngerinnen, Diakoninnen, im Martyrium und als mächtige Witwen. (Artikel vom November 2015)