Gudrun Sailer über eine mögliche Frauensynode im Vatikan

"Kirche mit den Frauen"

Veröffentlicht am 18.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Gudrun Sailer über eine mögliche Frauensynode im Vatikan

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Kommt nach den Familiensynoden und der Jugendsynode eine Frauensynode im Vatikan? Dieser Vorschlag wird nun aus dem Vatikan selbst laut. Er steht in einem Dokument, das die Päpstliche Lateinamerika-Kommission nach ihrem jüngsten Treffen veröffentlichte. Wird diese Idee umgesetzt, dann beschäftigt sich das wichtigste weltkirchliche Beratungsinstrument des Papstes, die Bischofssynode, neuerlich mit einem Thema, in dem manch heißes Eisen schmort.

Eins vorweg, was zumindest aus Vatikansicht klar scheint: Um die Frage einer Priesterweihe für Frauen geht es nicht. Das Thema ist viel umfassender. Zum einen geht es um eine neue Gesinnung des Miteinander und um den Abbau uralter Vorbehalte gegen Frauen, zum anderen um die Einbeziehung der weiblichen Hälfte der Getauften in Entscheidungsprozesse der Kirche auf allen Ebenen: Pfarrei, Diözese, Heiliger Stuhl. Eine solche Öffnung wäre kein Zugeständnis an kulturellen oder medialen Druck, sondern würde der Einsicht folgen, dass an diesem Punkt "ein Mangel, eine ekklesiologische Lücke" sichtbar wird, heißt es bemerkenswerter Weise in dem Papier aus dem Vatikan, das nebenbei auch die "schlechten Auswirkungen einer klerikalen und chauvinistischen Haltung" in der Kirche beanstandet.

Das alles ist nicht neu für Ortskirchen wie die unseren, in denen Katholikinnen sich schon lange fragen, wie es zugeht, dass eine "Kirche mit den Frauen" nur im Ansatz gedacht werden darf. Auch eine Frauensynode war hie und da schon im Gespräch. Manche Katholikinnen sehen darin Risiken, nicht nur der Methode wegen. Bei einer Bischofssynode stimmen naturgemäß Bischöfe und mithin Männer über Texte ab, die in diesem Fall Frauen betreffen. Ein Vorgang, der für nicht wenige Frauen heute schwer erträglich wäre – hier klafft sie, die "ekklesiologische Lücke". Zudem hängt das Ergebnis einer Synode letztlich vom Papst ab: Die Synode "erzwingt" ein verbindliches lehramtliches Dokument. Was würde Franziskus dort festschreiben? Und was ein unbekannter Nachfolger?

Und doch - eine Frauensynode wäre weltkirchlich ein Signal, ein Schritt nach vorn, auch weil sie anerkennt, dass es über den Redebedarf hinaus auch Handlungsbedarf gibt. Papst Franziskus hatte der Lateinamerika-Kommission das Frauenthema zur Beratung vorgegeben. Er war einverstanden, dass die Kommission, die aus Bischöfen und Kardinälen (plus einem männlichen Laien als Sekretär) besteht, zu ihren Beratungen 15 erfahrene Frauen hinzuzieht. Dem Papst ist klar, dass das Frauenthema kaum noch Aufschub duldet, wenn die Kirche leben soll. Neu ist, dass das in solcher Schärfe in einem Vatikan-Papier auftaucht, das nicht von Papst Franziskus stammt. Da sieht man, was herauskommt, wenn Männer und Frauen im Vatikan mal miteinander reden.

Von Gudrun Sailer

Die Autorin

Gudrun Sailer ist Redakteurin bei "Vatican News".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.