Diese Kreuzwege sind besonders
Früher wie heute hat nicht jeder die Mittel, zur Via Dolorosa nach Jerusalem zu reisen, um dort den Leidensweg Jesu nachzuempfinden. Deshalb wurden in Deutschland Kreuzwege gebaut. Seit dem 18. Jahrhundert soll laut Vatikan in jeder katholischen Kirche ein Kreuzweg präsent sein. Aus wie vielen Stationen der besteht, hat sich mit der Zeit geändert: Waren es anfangs zwei, wurden es später sieben und dann vierzehn, zuletzt wurde eine 15. angefügt. Unabhängig von der Anzahl der Stationen haben manche Kreuzwege überregionale Bekanntheit erreicht.
Lübecker Kreuzweg
Von den ehemals sieben Stationen dieses Kreuzwegs aus dem Ende des 15. Jahrhunderts sind nur noch die erste und die letzte erhalten. Laut einer Legende tat ein jähzorniger Lübecker Kaufmann seiner eigentlich geliebten Frau ein so großes "Herzeleid" an, dass sie starb. Aus Reue fuhr er nach Jerusalem und schritt die Via Dolorosa ab, die er nach seiner Rückkehr in der Heimat nachbauen lassen wollte. Noch auf Reisen erschien ihm seine verstorbene Frau und sagte ihm, dass Gott ihm wegen seiner Reue gnädig sei. Die Vollendung des Kreuzweges 1493 erlebte der Stifter nicht mehr: Er starb im Jahr davor und vermachte sein Vermögen der Stadt – mit der Auflage, den Kreuzweg damit fertig zu bauen.
Bamberger Kreuzweg
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Der Bamberger Kreuzweg ist der älteste vollständig erhaltene seiner Art in Deutschland: Seit 1503 stehen die sieben Stationen zwischen den Kirchen St. Elisabeth und St. Getreu. Gestiftet wurden sie von einem Ritter für diejenigen, die nicht zum Original nach Jerusalem reisen konnten. Seitdem stehen die Sandsteinreliefs an einer leichten Anhöhe. Noch heute wird der Kreuzweg von Gläubigen der Dompfarrei gebetet.
Kapellenkreuzweg am Saalecker Berg, Hammelburg
Der um das Kloster Altstadt angelegte Kreuzweg wurde 1733 in Formen des Rokoko erbaut. Direktes Vorbild war die Anlage um das Kloster Kreuzberg in der Rhön – doch das Konzept wurde entscheidend abgewandelt: Denn der Hammelburger Kreuzweg ist rund. Er umrundet das gesamte Kloster, sodass die 14. Station ist schräg gegenüber der ersten liegt. Die Idee eines runden Kreuzwegs fand bald Nachahmer: So war Hammelburg Vorbild für den Kapellenkreuzweg am Würzburger "Käppele".
Großer Kreuzweg, Kevelaer
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Seit Hunderten von Jahren pilgern Gläubige zur Muttergottes als "Trösterin der Betrübten" ins niederrheinische Kevelaer. Seit 1874 gibt es in der Wallfahrtsstadt auch einen großen Kreuzweg, der sich auf einem parkartigen Areal an einer breiten Allee befindet. Die ehemals 14, heute 15 Stationen wurden von Besuchergruppen und einzelnen Wohltätern gestiftet. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die kirchlichen Verbände der Stadt die zum Teil zerstörten kleinen Kapellen wieder auf. Bis heute besticht der Kreuzweg durch die monumentalen Figuren und farbenprächtigen Mosaiken.
Führich-Kreuzweg, Wien
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Dieser Kreuzweg ist ein Massenphänomen: Der Künstler Joseph von Führich malte ihn zwischen 1844 und 1846 eigentlich für die Nepomukkirche in der Wiener Leopoldstadt. Doch die Darstellungen wurden schnell beliebt und verbreiteten sich in Form von Kupferstichen auf der ganzen Welt, andere Maler kopierten sie für eigene Kreuzwege. So gilt dieser Kreuzweg heute als der meistkopierte und ist etwa in Kirchen in den deutschen Orten Much, Duderstadt, Steinkirchen und Prackenbach zu finden – aber auch in Ungarn, Tschechien, der Slowakei oder Italien. Die meisten Führich-Kreuzwege gibt es aber bis heute in Österreich.
Kreuzweg, Adenau
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Dieser Kreuzweg in der Hocheifel schmiegt sich eng an eine leichte Anhöhe an – und auch sonst spielt die Natur eine besondere Rolle: Denn als Adenauer Bürger die Stationen zwischen 1861 und 1863 ehrenamtlich errichteten, pflanzten sie auch Bäume und Sträucher an, die es in der Region zu dieser Zeit sonst nicht gab. Dagegen sind die einzelnen Stationen aus Tuffstein und Basalt der Region gebaut. Bildlich folgen die Steinfiguren dem bekannten Kreuzweg des Joseph von Führich. Bis heute lädt der Kreuzweg Betende wie Wanderfreudige in die Eifel ein.
Maria Regina Martyrum, Berlin
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Vor der Berliner Kirche "Maria, Königin der Märtyrer", die an die Opfer der NS-Diktatur erinnert, erstreckt sich ein großer, leerer Platz. Wer in die Kirche hinein will, muss diesen Platz überqueren – und damit auch unweigerlich an dem von Bildhauer Otto Herbert Hajek geschaffenen monumentalen Kreuzweg vorbei. Hajek spielt mit der Kargheit des eckigen Ortes und setzt die Stationen als kantige, abstrakte Gebilde um. Die Bronzeskulpturen lassen viel Raum für Interpretationen und den individuellen Blick des Betrachters.
Weg der Hoffnung, Geisa
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Dieser "Weg der Hoffnung" steht an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, wo früher Zäune und Selbstschussanlagen standen. Er erstreckt sich auf einer Länge von 1,4 Kilometern. In der Nähe der Gedenkstätte "Point Alpha" bei Geisa stehen 14 Metallskulpturen des Künstlers Ulrich Barnickel. Dieser war Mitte der 1980er Jahre aus der DDR ausgebürgert worden. Seine Werke, die sich am christlichen Kreuzweg orientieren, wurden 2010 aufgestellt. Der Weg soll laut Eigenbeschreibung Besucher anregen, sich an "ihren eigenen Schicksalsweg in schwieriger Zeit zu erinnern".
Kreuzweg an der Halde Haniel, Bottrop
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Dieser Kreuzweg schlägt einen direkten Bogen zu dem Ort, an dem er steht: Der letzten Steinkohlezeche Deutschlands. Folglich spielt die Arbeit an und mit der Kohle eine große Rolle bei der künstlerischen Gestaltung der Stationen: Das Symbol des Förderturms ist allgegenwärtig, genauso Maschinen und Werkzeuge des Bergbaus. Begleitet werden sie mit Zitaten aus der Arbeitswelt und der Bibel. Der Kreuzweg entwickelte sich im Nachgang des Papstbesuchs von Johannes Paul II. 1987 und wurde 1995 eingeweiht.
Herz-Jesu, München
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Dieser Kreuzweg ist einerseits ganz modern und radikal, andererseits aber ganz nah an der Tradition: Denn die Stationen in der im Jahr 2000 eröffneten Kirche sind unbearbeitete Fotografien der Via Dolorosa in Jerusalem – also des "Ur-Kreuzwegs" – in seinem heutigen Zustand. Als handelnde Person kommt Jesus auf den schwarz-weiß gehaltenen Bildern nicht vor, lediglich als ein Abbild im modernen Jerusalem. Dagegen dominieren Passanten und Touristen die Fotos. Die abstrakte Form soll den Besuchern ein Eintauchen in das Heimatland Jesu ermöglichen.