Synodale Kirche sucht Kultur der Begegnung und des Dialogs

Synodensekretärin: Kirche hat keine Angst vor Vielfalt

Veröffentlicht am 17.07.2024 um 18:57 Uhr – Lesedauer: 

Rijeka ‐ Der synodale Prozess, den Papst Franziskus 2021 eingeschlagen hat, ist eine Gelegenheit zu lernen, Einheit in Verschiedenheit zu leben, betont die Ordensfrau Nathalie Becquart. Dazu gehöre auch der Dialog mit Gläubigen anderer Religionen.

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Die Untersekretärin des römischen Synodensekretariats, die französische Ordensfrau Nathalie Becquart, sieht die synodale Kirche dazu aufgerufen, eine Kultur der Begegnung und des Dialogs mit den Gläubigen anderer Religionen zu praktizieren. In einem Vortrag bei den "Mediterranen Theologentreffen" sprach sie am Dienstagabend über die Weltsynode und den Lernprozess, den die Kirche dabei durchlaufen habe: "Der synodale Prozess war eine Gelegenheit zu lernen, was es bedeutet, Einheit in Vielfalt zu leben". Die Kirche brauche demnach keine Angst vor der Vielfalt zu haben, denn sie trage diese bereits in sich und zwinge nicht zur Uniformität. Deshalb sei sie aufgerufen, mit allen zu gehen, nicht nur mit Katholiken, Christen und Andersgläubigen, so die Ordensfrau. "Die Synode sei ein Weg, dies zu zeigen, denn alle Menschen hätten die gleiche Würde."

Ein grundlegender Punkt des synodalen Prozesses sei es, darauf zu vertrauen, dass "der Weg klarer wird, je weiter wir voranschreiten", betonte Becquart, die 2021 von Papst Franziskus zur Untersekretärin des Synodensekretariats ernannt wurde und die erste Frau mit Stimmrecht bei der Weltsynode ist. Dies sei ein grundlegender Punkt, der "weiter erforscht werden muss". Die Ordensfrau, die Anfang des Jahres vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" zu den weltweit wichtigsten Frauen über 50 gezählt wurde, sagte unter anderem, dass die Synodalität radikal die Unterscheidung zwischen der Hierarchie als ecclesia docens (lehrende Kirche) und den Laien als ecclesia discens (lernende Kirche) reformiere. Dadurch werde die Kirche insgesamt zur Lernenden.

Becquart hielt ihren Vortrag im Rahmen der Mediterranen Theologentreffen, die derzeit in der kroatischen Hafenstadt Rijeka stattfinden. Unter der Schirmherrschaft von Erzbischof Mate Uzinic wird noch bis Freitag über Ökumene und interreligiösen Dialog diskutiert. Angesichts von Spaltungen, Hass und Populismus wolle man dazu ermutigen, im Anderen einen Gesprächspartner zu finden, sagte Uzinic vor Beginn des Treffens dem Internetportal "polis.ba". Unter den Teilnehmern und Referenten sind Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und erstmals auch Muslime, vor allem aus Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, aber auch aus Griechenland, Frankreich, Österreich und Deutschland. In den vergangenen Jahren nahmen renomierte Theologen daran teil, darunter Tomáš Halík, Timothy Radcliffe, James Martin und Marianne Heimbach-Steins. (mtr)