Osteroktav: Wir feiern weiter
Die arbeitsfreien Feiertage mögen morgen vorbei sein und die meisten (Schoko-)Eier gegessen, die Osterzeit allerdings hält noch lange an: Sie geht bis Pfingsten und bietet einige Besonderheiten. Zunächst ist da die Osteroktav, die die ersten acht Tage nach der Auferstehung Jesu umfasst. Sie werden mit höchster Feierlichkeit begangen und enden am zweiten Sonntag der Osterzeit, der auch "Weißer Sonntag" heißt. Der Brauch stammt aus dem 13. Jahrhundert, als noch alle größeren Kirchenfeste eine Oktav hatten. Seit 1969 sind es nur noch die beiden wichtigsten: Ostern und Weihnachten.
Jeder Tag in diesem Zeitraum wird wie ein Hochfest begangen und hat eigene liturgische Texte. Heiligengedenktage, die auf diesen Zeitraum fallen, werden nicht gefeiert – Ostern geht vor. Die Farbe der Gewänder von Geistlichen und Messdienern ist das festliche Weiß.
Die Lesungen in den Werktagsgottesdiensten kommen aus dem Anfang der Apostelgeschichte, Kapitel 2 bis 4. Die Lektüre empfiehlt sich natürlich für alle Christen, aber besonders für die, die sich nach den Osterfeiertagen fragen, was für sie aus der Auferstehung Jesu folgt. In den Kapiteln geht es vorrangig um das Wirken der Apostel Petrus und Johannes in Jerusalem und darum, wie die erste christliche Urgemeinde entstand. Mit Predigten, Verteidigungsreden und Heilungen steht Petrus zum Messias und bekehrt damit viele Menschen.
Die Evangelien der Osteroktav berichten über die Erscheinungen des auferstandenen Christus: von dem Weg nach Emmaus, vom Treffen mit Maria Magdalena im Garten, den fischenden Jüngern am See Tiberias und den erschreckten Jüngern, denen er seine Hände und Füße zeigt. All diese Texte zeigen auf, wie Ostern für die Menschen erfahrbar wird: in der Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus.
Zum Abschluss der Oktav wird es am Weißen Sonntag in der Kirche noch einmal sehr festlich, denn um diese Zeit wird traditionell die Erstkommunion gefeiert – vorausgesetzt, die Corona-Pandemie lässt dies zu. Benannt ist dieser Tag nach den weißen Taufgewändern, die die in der Osternacht Getauften in der frühen Kirche noch bis zu diesem Tag trugen. Die ersten Christen wurden in der Osteroktav außerdem in die Geheimnisse der Sakramente eingeführt. Seit dem 17. Jahrhundert empfangen Kinder traditionell am Weißen Sonntag erstmals die Eucharistie. Ein Brauch, der aus der Schweiz stammt.
Osterkerze und Halleluja
Seit dem Jubiläumsjahr 2000 wird der Oktavtag zugleich auch als "Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit" begangen. Papst Johannes Paul II. wollte die Barmherzigkeit als zentralen Aspekt der göttlichen Liebe zu den Menschen stärker bewusst machen. Durch die Barmherzigkeit darf der Mensch hoffen, dass Gott jedem Gläubigen, der dazu bereit ist, immer wieder einen Neuanfang schenkt.
Das Feiern und die österliche Freude zeigen sich aber auch in den darauffolgenden Sonntagen: In der Kirche brennt die Osterkerze, die in der Osternacht entzündet worden ist. Sie soll die Gegenwart des Auferstandenen in der Gemeinde bewusst machen. Vor dem Evangelium und in fast jedem Osterlied findet sich außerdem das "Halleluja", das aus dem Hebräischen stammt und soviel wie "lobt Gott" oder "preiset den Herrn" bedeutet.
Auffällig sind auch die Lesungen in der Osterzeit: Anders als im restlichen Jahr wird nicht aus dem Alten und Neuen Testament gelesen, sondern nur aus dem Neuen. In den Textpassagen aus der Offenbarung, Apostelgeschichte, dem Kolosser- und dem Petrusbrief soll deutlich werden, dass es sich um die "Zeit der Erfüllung" handelt, wie es beispielsweise das Gesangbuch von 1975 beschreibt. Die Evangelien der einzelnen Sonntage beinhalten neben den Erscheinungen Jesu das Bekenntnis des Thomas zu Christus sowie das Bild von Jesus als gutem Hirten und wahrem Weinstock.
Am vierzigsten Tag nach Ostern – immer ein Donnerstag – feiert die Kirche entsprechend dem biblischen Bericht Christi Himmelfahrt und damit Jesus als Anwalt der Menschen, der zur Rechten des Vaters erhöht ist. Die nun folgenden neun Tage bis Pfingsten werden Pfingstnovene genannt. In dieser besonderen Bittzeit wird um die Gaben des göttlichen Geistes gebeten. Zum Pfingstfest wechselt dann auch die liturgische Farbe von weiß auf rot – als Zeichen für das Feuer des Geistes. Auch wenn das Kirchenjahr anschließend in der gewöhnlichen Farbe grün fortgeführt wird, bleibt und wirkt Jesus durch den Heiligen Geist in der Mitte der Kirche.
Dieser Text erschien erstmals 2015.