Fundraising
Das bedeutet, wir treten als Kirche aktiv in einen Dialog ein mit allen Menschen des Gemeinwesens, mit Gemeindemitgliedern ebenso wie mit engagierter Bürgerschaft vor Ort, unabhängig von ihrer Konfession und ihrem Glauben. Wir kommunizieren, was wir tun und warum wir es tun, und sind bereit, darüber zu diskutieren und so andere Menschen zu überzeugen und ihnen damit die Teilhabe an unseren Werken anzubieten. Das geht nicht auf Knopfdruck, denn die Organisation, in diesem Fall die Kirche in ihren verschiedenen Ausprägungen (z. B. als Kirchengemeinde, als Caritas oder auch als Diözese), muss ebenfalls ihre Bereitschaft signalisieren. Fundraising, häufig Auslöser einer solchen Bereitschaft, ist in diesem Sinne Organisationsentwicklung. Dabei geht es hier nicht um "den schnellen Euro". Es geht vielmehr um die Entwicklung der eigenen Haltung und den Willen der Organisation, eine Veränderung herbeizuführen und in den Dialog mit allen Menschen "draußen" zu treten.
Wir wissen inzwischen, auch dank dem Milieuhandbuch "Religiöse und kirchliche Orientierungen" und den in dessen Folge gesammelten Erfahrungen, dass es über den Bereich der Kerngemeinde hinaus ein großes Interesse an katholischer Kirche gibt. In vielen Lebensbereichen werden ihr hohe Kompetenzen zugetraut und deshalb auch ein "selbstbewusstes" Auftreten erwartet – bei aller notwendigen Demut.
Einige Vorgehensweisen und Themen des Fundraisings spielen in der Kirche aufgrund ihrer Verfasstheit, ihrer Historie und ihrer Wirkungsweise eine besondere Rolle, gerade im Vergleich zum außerkirchlichen Fundraising: Egal ob Mehrheitskonfession oder Diaspora, alles, was hilft, die Kirche zu sanieren, zu renovieren, umzubauen oder liturgisch neu auszugestalten, ist für sehr viele Gemeindemitglieder spendenwürdig. Hat die Kirche eine Relevanz über die Gemeinde hinaus, als Stadtteil- oder Dorfzentrum, als kultureller Ort, engagieren sich Menschen auch unabhängig von ihrer Konfession oder Religion für die Kirche.
Ein anderes großes Thema für kirchliches Fundraising ist die Caritas. Kirche wird immer noch eine hohe Kompetenz im sozialen und caritativen Engagement zugesprochen, das wirkt sich – überkonfessionell – positiv auf die Spendenbereitschaft aus.
Zentrales Instrument kirchlichen Fundraisings ist und bleibt auf absehbare Zeit der Spendenbrief. Als Mitgliedsorganisation verfügt die Kirche über entsprechende Daten und damit die Voraussetzung, um in die systematische und personale Kommunikation einzutreten und Spender zu gewinnen. Eine breite Basis an Spendern ist die Grundlage, auf die andere Instrumente und Vorgehensweisen aufsetzen können.
Für die Spenderbindung sind Fördervereine ein passendes Instrument. Sie dienen der Förderung allgemeiner oder besonderer Anliegen der Kirchengemeinde oder Einrichtung. Eine eigene Stiftung, selbstständig oder unselbstständig, hilft bei der nachhaltigen Finanzierung und bietet Unterstützern die Möglichkeit, Großspenden oder Vermächtnisse "ewig" verfügbar zu machen. Bei der Einrichtung von Fördervereinen und Stiftungen ist unbedingt abzuwägen, ob der Nutzen oder der damit verbundene Aufwand überwiegt. Bei Stiftungen ist darüber hinaus darauf zu achten, ob Kapital gebunden wird, das besser zeitnah eingesetzt werden sollte. Ein traditionelles, urkirchliches Fundraisingthema ist die Kollekte. Diese kann systematisch weiterentwickelt werden.
Besondere Voraussetzungen hat Kirche beim Großflächensponsoring. Wenn Kirchen oder kirchliche Gebäude ohnehin eingerüstet sind, können hier gut vertraglich geregelte Partnerschaften eingegangen werden, natürlich unter Berücksichtigung moralischer und ethischer Fragen.
(1) Generalvikar Dr. Werner Schreer im Vorwort zu "Fundraising von unten", S. 5.