Medienpädagogik
Spätestens aber 1971 hatte die römische Pastoralinstruktion "Communio et Progressio" (Mai 1971) Medienpädagogik als eine vordringliche Aufgabe herausgehoben. Der Ansatz war positiv und anthropologisch begründet: Die Medien leisteten erst dann ihren vollen Beitrag zur Entfaltung des Menschen, wenn er deren Wesen und den Umgang mit ihnen begriffen hat. Wer es nicht begreift, schmälere seine Freiheit.
Die praktische kirchliche Medienpädagogik gewann mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs rasch an Bedeutung. Filme, in der nationalsozialistischen Propaganda noch missbraucht, unterstützten im Sinne einer "erbaulichen" Bildung die Katechese und Pastoral oder sollten einfach nur qualitativ gut unterhalten. So reisten engagierte Mitarbeiter durch die Diözesen und veranstalteten Kino in den Gemeinden vor Ort. Mit der Etablierung des Fernsehens allerdings kamen die Lichtbildveranstaltungen an ihr Ende. Die mobilen Filmstellen wandelten ihr Angebot und richteten diözesane Filmverleihstellen ein, die vor allem Kurzfilme für die pastorale Bildungsarbeit bereitstellten.
Besonders der Kurzfilm war nun zu einer didaktischen Ressource geworden, der als Themenaufreißer, zur Vertiefung, zur Veranschaulichung und zur sinnlichen Verlebendigung diente. Mit der Einführung der VHS-Videokassette in den 1980er-Jahren wurde der Markt über das bestehende Fernsehangebot hinaus mit einem enorm großen und qualitativ sehr unterschiedlichen Angebot überschwemmt. Diese neue Medienfreiheit induzierte Ängste und Sorgen, vor allem im Blick auf "Sex and Crime". War im Fernsehen noch "Das Millionenspiel" ein Skandal, so multiplizierte sich das medienethische Problem durch die Videokassette. Es waren nun wiederum die Medienstellen, die diese Diskussionen in Informationsveranstaltungen aufgriffen und banale Medienwirkungstheorien infrage stellten.
Seit den 1980er-Jahren haben sich kirchliche Medienpädagogen auch mit der Frage beschäftigt, was säkulare Medien in der Theologie anstoßen können. Medien werden hier in ihrer Ausdrucksqualität theologisch reflektiert. Spätestens seit der Digitalisierung der Medien wird die kirchliche Medienpädagogik vor neue Aufgaben gestellt.
Online-Games, wie "League of Legends" oder "World of Warcraft" machen Menschen, die sich mit Erziehung von Kindern beschäftigen und nicht zur Generation der "Digital Natives" gehören, Angst. Als Beobachter nimmt man wahr, dass die Kids enorme Zeitressourcen für diese Spiele verwenden. Gewaltgeprägte Spieldramaturgien befördern die Sorge um die Psychohygiene der jungen "Zocker". Die Angst, dass vor allem jüngere Kinder in Kontakt mit im weitesten Sinne missbräuchlichen Adressaten kommen, ist groß. Gleichzeitig aber kann auch diese Medienwelt nicht mehr aus dem Alltag der Kinder ausgeblendet werden. Das Internet mit seinen "Spielhöllen" und Social-Media-Räumen hat längst die Qualität von virtuellen Lebensräumen erreicht, die mit der "richtigen Welt" in Konkurrenz zu stehen scheinen.
Allerdings sind Medienpessimismus und Abschottung kontraproduktiv. Sicher werden Eltern und Erzieher immer souveräner im Umgang mit der virtuellen Kommunikations- und Spielkultur umgehen. Die Forderung bleibt bestehen, Eltern und Erzieher stark im Umgang mit Medien zu machen, ihnen bei der medialen Begleitung der Kinder zu helfen und sie zu unterstützen. Sie werden akzeptieren müssen, dass die Medien zunehmend eine prägende und auch konkurrierende Erzählinstanz darstellen und dass diese Angebote emotionale Bedeutung haben. Programm- und Medienwahl geschieht nach inneren Themen (Anerkennung und Geborgenheit, Überwindung von Angst und Gefühlen des Unterlegen- und Alleinseins etc.). Im medialen Wiedererkennen von eigenen Erfahrungen kann – unter günstigen Rahmenbedingungen – Reflexion und sogar Bewältigung der eigenen Lebensführung geschehen. Nicht zuletzt: Der Medienumgang in einer Familie ist Barometer für das Familienklima, für Wärme und Kälte, Nähe und Distanz, für Reden und Schweigen. Schlimmstenfalls sind die Medien Orte der Flucht, sei es aus mangelnden Alternativerfahrungen oder nicht geförderter Phantasie.
All diese Fragen finden praktischen Niederschlag im kirchlichen Engagement für die Medienpädagogik, in den diözesanen AV-Medienstellen, in der Politikbegleitung zur Entwicklung des Jugendmedienschutzes und durch Mitarbeit in den einzelnen freiwilligen Selbstkontrollen. Darüber hinaus bilden diözesane und überdiözesane Stellen Multiplikatoren zur Medienpädagogik aus (z. B. Zertifikatskurs Medientutor).
Medienpädagogische Projekte wie Kurzfilme im Kino, Kinoexerzitien, praktische Medienarbeit, Radiowerkstätten, Blogs und Communities, Elternabende zur Medienerziehung, Mediencamps für Familien, aber auch die Angebote der Katholischen öffentlichen Büchereien mit Lesungen, Bilderbuchkino und Schreibwerkstätten sind kirchliche Scharniere zur Verschränkung und Verständigung mit einer Welt, die ihr Heil in einer virtuell entschränkten, körperlosen Virtualität sucht.