Internetradio

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:51 Uhr – Von Ingo Brüggenjürgen – Lesedauer: 
Das Studio des Kölner domradio.
Bild: © KNA
Kirche und Medien

Kevelaer ‐ Wer im Frühjahr 2012 den Begriff "Internetradio" in die bekannten großen Suchmaschinen des Netzes eingibt, der erhält schnell über fünf Millionen Suchergebnisse. Das ist für einen Begriff, der noch nicht einmal 20 Jahre alt ist und sich eigentlich erst in den letzten Jahren im allgemeinen Sprachschatz festgesetzt hat, eine stolze Zahl. Die vielen Sucheinträge weisen aber auch darauf hin, dass sich mit dem Begriff "Internetradio" sehr verschiedene Vorstellungen verbinden und der Versuch einer Definition notwendig ist.

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„Die heutigen "Internetradios" haben zudem vielfältige Zusatzangebote an Bord. So dienen sie nicht nur zum Hören von Live-Programmangeboten, sondern liefern eine Reihe von zusätzlichen Programminformationen – vom Sender bis hin zur Anzeige des gespielten Titels und Interpreten. Ebenso ist das Abhören von nicht live ausgestrahlten, also nicht live gestreamten Audiodiensten kein Problem. Podcast-Nutzung oder "radio-on-demand" von Wort- oder Musikbeiträgen sind oft genauso gut möglich wie zeitversetztes Hören oder jede Art der digitalen Aufzeichnung der eingehenden Tonquellen.“

—  Zitat: Ingo Brüggenjürgen

"Internetradio", wer diesen Begriff heute hört oder benutzt, meint in der Regel zunächst ein internetfähiges Empfangsgerät für Radioprogramme. Gerade in jüngster Zeit werden diese Geräte immer preiswerter und drängen somit immer stärker auf den Markt. Streng genommen kann heute jeder Computer Radioprogramme aus dem Internet anzapfen, doch die als "Internetradio" verkauften Geräte erinnern in Form und Funktion noch sehr stark an das gute alte Dampfradio, auch wenn diese neuen Geräte beliebig viele Radioprogramme im Internet aufgreifen und diese entweder direkt oder über die vorhandene Stereoanlage wiedergeben können.

Die heutigen "Internetradios" haben zudem vielfältige Zusatzangebote an Bord. So dienen sie nicht nur zum Hören von Live-Programmangeboten, sondern liefern eine Reihe von zusätzlichen Programminformationen – vom Sender bis hin zur Anzeige des gespielten Titels und Interpreten. Ebenso ist das Abhören von nicht live ausgestrahlten, also nicht live gestreamten Audiodiensten kein Problem. Podcast-Nutzung oder "radio-on-demand" von Wort-oder Musikbeiträgen sind oft genauso gut möglich wie zeitversetztes Hören oder jede Art der digitalen Aufzeichnung der eingehenden Tonquellen.

Angeschlossen werden die Internetradios in der Regel an den vorhandenen häuslichen Internetanschluss über LAN oder WLAN. Die Geräte klinken sich dann in den weltweit verbreiteten Datenstrom ein. Aber auch viele Handys verfügen heute über ein Internetradio. Wo früher oft ein "UKW"-Empfänger integriert wurde, kann der immer handlicher werdende digitale Alleskönner heute natürlich "Webradio". Zahlreiche Apps helfen dabei, dass das Handy im Zu-sammenspiel mit dem jeweiligen Betriebssystem selbstverständlich jederzeit als "Internetradio" genutzt werden kann. Ob man das dann via Kopfhörer mobil für sich alleine, via Autoradioanschluss im privaten PKW oder via digitaler Soundanlage lautstark abhört, entscheidet der Nutzer je nach Bedarf.

"Internetradio" steht aber nicht nur für ein neues technisches Empfangsgerät. Auch eine technische Verbreitungsform oder eigenes Audio-Radioprogrammangebot wird so bezeichnet.

Begonnen hat in Deutschland alles im Jahre 1995. Damals versuchten das ORB (Inforadio Berlin Brandenburg) und der SFB (Sender Freies Berlin) gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin erste Streaming-Angebote ins Internet zu bringen. In der dann folgenden damaligen Blütezeit des Internets verbreiteten immer mehr Radiosender ihre Programme neben UKW, Kabel und Satellit auch über das World Wide Web. Wo man sich früher langwierig um bundesweite, regionale oder lokale Frequenzen bemühen musste, konnte jetzt plötzlich das örtliche Radioprogramm weltweit verbreitet werden. Auch wenn einzelne Landesmedienanstalten hierfür Genehmigungen erteilten – im Grunde konnte und kann bis heute jeder das Programmangebot ins Internet stellen, das er möchte. So nutzten zunächst die etablierten Radioprogrammanbieter ihre vielfältigen Hörfunkprogramme, um diese im Internet zu verbreiten. Teilweise schufen sie aber auch neue Programmangebote, eigens für die Verbreitung im Internet.

Parallel entwickelte sich ein immer unüberschaubareres freies Radioprogrammangebot: Webradiosender, die ausschließlich im Internet verbreitet werden für nahezu jede nur erdenkliche Zielgruppe. Allein in Deutschland gab es nach einer Studie der "Bayrischen Landeszentrale für neue Medien" über 2.700 Web- oder Internetradios. Gut 80 Prozent sind nur im Internet zu hören. Alle anderen spielen überwiegend den Live-Stream ihrer UKW-Programme ins Netz ein (Simulcaststream). So wird der Begriff "Internetradio" heute sowohl für den technischen Verbreitungsweg als auch für die Programmanbieter von Radioprogrammen im Internet genutzt.

Auch Portale mit Radioangeboten im Internet tragen den Namen "Internetradio". Auf diesen Portalen werden die verschiedenen Informationen rund um die Radiosender im Internet nach verschiedenen Kriterien aufbereitet und für den User zugänglich gemacht. Tausende von nationalen und internationalen Radioprogrammangeboten finden so ihren neuen digitalen Weg zum Hörer.

Von Ingo Brüggenjürgen