Medienverbände
Das größte Buchhandels-Unternehmen Deutschlands, die Weltbild GmbH, ist zu 100 % in kirchlicher Eigentümerschaft und die konfessionelle Presse stellt, was die Auflagenzahl anbelangt, immer noch die größte Fachgruppe innerhalb des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) dar.
Die Interessenvertretung der katholischen Medieneinrichtungen ist der Katholische Medienverband (KM.), in dem (Stand 2012) rund 260 Buchhandlungen, Buch- und Zeitschriftenverlage sowie Redaktionen organisiert sind. Er ist hervorgegangen aus der Verschmelzung der "Arbeitsgemeinschaft Katholische Presse" (AKP), die 1949 gegründet worden war, und dem "Verband katholischer Verleger und Buchhändler" (VKB), dessen Vorgängerorganisationen bis in das Jahr 1906 zurückzuverfolgen sind. Aufgabe des KM. ist es, "seine Mitglieder in ihrem Einsatz für Medien zu unterstützen, ihre Interessen in Kirche und Gesellschaft zu vertreten und die gemeinsame Weiterbildung zu fördern. Dazu gehört auch, sich für die Verbreitung christlicher Grundwerte in den Medien einzusetzen" (aus der Satzung des KM.). Im Wesentlichen bedeutet dies, Plattformen für den Austausch untereinander und mit Externen zu schaffen, Lobbyarbeit innerhalb und außerhalb der Kirche für die Anliegen der konfessionellen Medien zu betreiben und durch gemeinsame Unternehmungen Synergieeffekte zu erzielen.
Die konfessionellen Verlage stehen aktuell vor großen Herausforderungen, die zugleich aber im Ansatz auch Chancen erkennen lassen:
— Die seit längerem zu beobachtende gesellschaftliche Tendenz, sich von der verfassten Kirche abzuwenden, trifft auch die Medienhäuser, deren Inhalte als "kirchennah" identifiziert werden. – Im Gegenzug macht sich eine starke Sehnsucht der Menschen nach spiritueller Orientierung bemerkbar, die auch in der Medienbranche "ankommt". So ist etwa der Benediktiner Anselm Grün einer der bestverkauften deutschen Autoren überhaupt.
— Im Buchbereich führt das Wegbrechen der klassischen Klientel zu einer Kettenreaktion: Viele konfessionelle Buchhandlungen haben in den letzten Jahren aufgegeben oder ihr religiöses Sortiment radikal reduziert. Auf diese Weise ging den Buchverlagen mit einem ambitioniert religiösen Programm eine wesentliche Möglichkeit verloren, ihre Publikationen einem breiteren Publikum zu präsentieren.
— Die rasante technologische Entwicklung im Medienbereich führt viele Unternehmen an ihre Leistungsgrenzen, da der Spagat, die angestammte, eher traditionsverwurzelte (und wenig internetaffine) Klientel zu halten und neue, modernere Zielgruppen zu gewinnen, inhaltlich und hinsichtlich der medialen Präsentation zu einer Wanderung auf schmalem Grat wird. – Dieselbe technologische Entwicklung eröffnet den Buchhandlungen und Verlagen jedoch auch die Chance, wegbrechende Vertriebsstrukturen u. a. durch den Direktvertrieb über das Internet zu ersetzen, zudem auch jüngere Zielgruppen mit ihrem Angebot zu erreichen. In vielen Mitgliedsunternehmen des KM. gibt es bereits Aktivitäten in den Bereichen Online, Social Media, Radio und TV, die in Zukunft allerdings noch stärker crossmedial vernetzt werden müssen. Dies ist ein Zukunftsthema, das auch den Katholischen Medienverband intensiv beschäftigt.
Um bestehen zu können, brauchen die konfessionellen Medienunternehmen außerdem mehr Austausch und mehr Kooperationen, um Erfahrungen zu bündeln, Synergieeffekte zu erzielen und im Markt mit ihren jeweiligen spezifischen Stärken zu reüssieren. Dies gilt für gleichartige Unternehmen untereinander, dies gilt auch für die Zusammenarbeit zwischen Buch- und Zeitschriftenbereich, zwischen Print- und E-Medien.
Zur Person: Von Konrad Höß, Unternehmensberater und Coach für Fundraising, Kommunikation und Projektmanagement, Geschäftsführer KM., Katholischer Medienverband e.V., Augsburg