Der spirituelle Adventskalender in der Corona-Krise

Gott ist bei uns – das ändert sich auch in diesem Advent nicht

Veröffentlicht am 21.12.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Der Advent ist dieses Jahr anders als sonst, auch Weihnachten wird kleiner und stiller. Doch eines ändert sich nicht, weiß Ulrike Kostka: Gott ist da. Er ist in den Pflegeheimen, in der Kältehilfe und bei den Menschen, die sich Sorgen machen.

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Immer wenn die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin zusammenkommen, warten wir gespannt auf die neuen Corona-Regelungen. Wie verändern sich die Kontaktbeschränkungen? Wie lange dauert der Teil-Lockdown? Die Maßnahmen dienen der Pandemiebekämpfung. Gleichzeitig bedeuten sie Einschränkungen für viele Bereiche.

Als ich 1990 nach meinem Abitur für drei Monate nach Israel/Palästina gegangen bin, habe ich ein wenig erlebt, was Ausgangssperren und Beschränkungen bedeuten. Ich habe als Freiwillige in Beit Emmaus, einem Pflegeheim der Salvatorianerinnen in Qubeibe in den besetzten Gebieten in der Nähe von Ramallah gearbeitet. Damals gab es im Rahmen in unserem Dorf regelmäßig Ausgangssperren und wir durften dann das Gelände nicht verlassen. Es war mitten in der Intifada. Für mich war das als 19jährige ein beunruhigendes Erlebnis. Die Schwestern und Bewohnerinnen und Bewohner von Beit Emmaus und dem ganzen Dorf waren es gewohnt und lebten mit der Situation. Trotz der Situation herrschte in Beit Emmaus eine friedvolle Stimmung. Alle waren der Überzeugung, das Leben geht schon weiter – inshallah – so Gott will. Menschen verschiedener Religionen und Nationen vertrauten darauf, dass Gott bei ihnen ist, egal was passiert.

Diese Erfahrung ist 30 Jahre her, aber sie kommt mir gerade in dieser Coronazeit immer wieder in Erinnerung. Beit Emmaus war ein Hoffnungsort mitten in einer unfriedlichen Situation. Bis heute haben die Schwestern, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Bewohnerinnen und Bewohner nicht aufgegeben, zu hoffen und auf Gott zu vertrauen.

Dieser Advent ist anders, viele gewohnte Dinge fallen weg und Weihnachten wird wahrscheinlich kleiner und stiller. Was sich nicht ändern wird: dass Gott bei uns ist. Er ist in den Pflegeheimen, er ist in der Kältehilfe bei den obdachlosen Menschen, den vielen Menschen, die zweifeln oder sich große Sorgen machen. Ihn zu entdecken, sich auf seine Botschaft einzulassen, ist die Einladung des Advent.

Als ich in Beit Emmaus ankam, begann gerade eine sehr strenge Ausgangssperre und wir durften nicht an die Fenster. Es wurde auf der Straße geschossen. Die Schwestern beteten mit uns Freiwilligen die Vesper und ich erinnere mich noch an die Worte: Fürchte dich nicht!

Das spricht Gott uns zu: "Fürchte euch nicht!" Möge er uns und die ganz Welt durch diese Zeit begleiten!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Advent!

Von Ulrike Kostka

Die Autorin

Ulrike Kostka ist Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin.