Glaube und Kultur können in der Pandemie Hoffnung und Trost spenden
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Im wunderbaren Gedicht "Herbst" von Rainer Maria Rilke heißt es: "Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. / Und sieh dir andre an: es ist in allen. / Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen / unendlich sanft in seinen Händen hält."
In Zeiten, wie wir sie gerade erleben, kann man es wohl als Segen bezeichnen, ein gläubiger Mensch zu sein: Denn der Glaube kann in Momenten größter Ungewissheit Orientierung und Halt geben. Aber auch Kunst und Kultur besitzen die kostbare Kraft, in schweren Zeiten Trost und Zuversicht zu spenden. So spüren wir gerade mehr denn je, wie dringend wir die Künste brauchen – weil sie uns helfen, diese Situation der Distanz zu begreifen, uns über ihre Folgen klarzuwerden, sie womöglich zu bewältigen.
Auch wenn vielen Künstlerinnen und Künstlern angemessene und notwendige Ausdrucksformen und Ausdrucksforen genommen sind und ihnen nur dasselbe Warten und Sichgedulden bleibt wie uns anderen auch – einige erinnern uns ausgerechnet über den Bildschirm daran, wie sehr wir Kunst, Musik und Poesie nötig haben. Denn das Bildschirmerlebnis kann das Gemeinschaftserlebnis nicht ersetzen. Die Künste und ihr Publikum sind unmittelbar aufeinander angewiesen.
Jetzt im Advent – während wir Christen vorfreudig auf die Ankunft Jesu Christi warten, auf ihn, der für uns die Kraft besitzt, unser Fallen "unendlich sanft in seinen Händen" zu halten, wie Rilke in seinem Gedicht schreibt – gerade jetzt offenbart sich auch die schützende und verbindende Kraft der Künste einmal mehr. Denn: "Wir alle fallen". Und für die Menschen in diesem Land, ganz unabhängig von ihrem Glauben, ist die Kultur so etwas wie der Modus des Zusammenlebens. Dafür spricht nicht zuletzt die große Solidarität mit den Kreativen, die wir momentan erleben. Wir alle, die Kultur und Kirchen suchen Antworten auf letzte Fragen. Möge der Advent im Zeichen der Corona-Krise uns diesen Wert von Kultur und Kirche einmal mehr vor Augen führen.
Hoffen wir gemeinsam auf eine Zeit, in der die Distanz wieder der Nähe weicht.
Die Autorin
Monika Grütters (CDU) ist Staatsministerin für Kultur und Medien und seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Hinweis
Die Texte erscheinen in Kooperation mit dem kulturellem Diakonieprojekt "Denkbares".