Kein Lockdown für die Hoffnung
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Zum jährlichen Ansingen des Advents gehört ebenso selbstverständlich wie ein "Macht hoch die Tür", das Lamento über den vorweihnachtlichen Konsumterror und Terminstress. Die letzte Strophe ist dann jedes Mal ein Appell zur Besinnung und der feste Vorsatz es diesmal, ganz anders zu machen. Na bitte, jetzt im Corona-Jahr haben wir es wie gewünscht: alle großen Feiern fallen aus, Weihnachtsmärkte sind abgesagt, große Shoppingtouren gestrichen, Theaterprogramme und Adventskonzerte gibt es nicht und Verwandtenbesuche sind auf ein Minimum eingeschränkt. Zünden wir uns also eine Kerze an und werden besinnlich - unter Beachtung sämtlicher Hygiene-Regeln natürlich.
Das ist jetzt aber auch nicht recht. Und wir lernen wieder einmal: Es ist ein großer Unterschied, ob ich verzichten will oder verzichten muss. Corona und die Einschränkungen, die diese Pandemie mit sich bringt, haben wir uns wahrlich nicht ausgesucht. Aber wenn es schon so ist, machen wir doch das Beste draus. Auch eine erzwungene Konzentration auf das Wesentliche, kann eine hilfreiche Konzentration sein.
Und wenn ich dann vor meiner Kerze sitze, wird mir klar: Ich freue mich ja einerseits, wenn den kommenden Festtagen so viel öffentliche Aufmerksamkeit zu Teil wird, aber andererseits: Egal wie der Lock down an und um die Feiertage herum geregelt wird, Weihnachten kann er nichts anhaben. Einer Weihnachtsfreude, die aus der Zusage lebt, Gott liebt uns Menschen so sehr, dass sein eigener Sohn Mensch wird. Um hieran meine Hoffnung festzumachen, brauche ich keinen Gänsebraten und keinen Christbaum. Es geht eher darum, eine Haltung der Hoffnung immer wieder einzuüben. Es geht eher darum, die Überzeugung lebendig zu halten, dass es eine gute Zukunft für die Welt und für meine Leben gibt, auch wenn Corona gerade anderes hervorhebt. Dafür brauche ich Menschen, die mir diese Hoffnung mit ihrem Leben bezeugen. In Wort und Tat, in der Liebe zu denen, die uns besonders brauchen. Der Lockdown wurde verlängert? Ja, aber meine Hoffnung wird nicht miteingeschlossen, sondern hat - in diesem Jahr hoffentlich - mehr als sonst, die Chance, sich an dem festzumachen, der wirklich Hoffnung gibt, dem "Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt."
Die Autorin
Claudia Lücking-Michel ist Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.
Hinweis
Die Texte erscheinen in Kooperation mit dem kulturellem Diakonieprojekt "Denkbares".