Eine synodale Kirche schafft Schauplätze für die Armen
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In den vergangenen Tagen wurde in den Arbeitskreisen und den Vollversammlungen immer wieder Themen wie Ökumene und die weltweite Armut thematisiert. Sie sind Schauplätze einer synodalen Kirche. Schauplätze sind Orte der Aktion. Dort, wo etwas geschieht, da finden sich Schauplätze – da kann man Menschen sehen. Wo Stillstand herrscht, sieht man nichts und niemanden.
Die Armen dieser Welt sind die die Menschen in Bewegung. Sie merken, dass nichts mehr so ist wie es war und nichts mehr so bleiben kann wie es ist. Die Armen dieser Welt setzen sich in Bewegung, besteigen Boote. Sie machen sich auf, ohne zu wissen, ob sie ankommen werden oder untergehen werden. Sie sind getrieben von der Hoffnung auf das Ende der Armut. Kein Armer will arm bleiben!
Ergebnis unseres Lebens
Wir Reichen wollen ungern zu Schauplätzen der Armut werden. Wir haben Angst davor, dann zu viel obszöne Ungleichheit zu sehen.
Deswegen wollen wir uns abschotten vor der Armut und vor den Armen. Wir bauen Wälle und Zäune. Wir verschließen mit unseren Grenzen unsere Augen vor den Armen. Dabei ist ihr Leben meist Ergebnis unseres Lebens. Ihr Mangel ist Ergebnis unseres Konsums. Ihre Heimatlosigkeit ist Folge unserer klimagefährdenden Lebensweise. Ihre Abhängigkeit ist Konsequenz unserer Selbstbezogenheit.
Eine synodale Kirche weiß darum, dass die Armen keine Objekte unserer Barmherzigkeit sein wollen, sondern dass sie in ihr die Stimme nach Gerechtigkeit sind. Die Armen sind der Weckruf des Gewissens, in dem wir die fragende Stimme Gottes hören: Ich war arm – und was habt Ihr getan??
Eine synodale Kirche hat die Aufgabe aus der Erkenntnis der eigenen Bedürftigkeit einen Beitrag zu leisten, dass die Armen dieser Welt eine Chance erhalten, da sein zu dürfen und ihr Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen und nicht weiter abhängig vom Weh und Willen anderer zu sein.
Gerechtigkeit schaffen beginnt bei uns. Nicht nur Koexistenz, nicht nur nebeneinander leben, sondern Proexistenz, füreinander leben, ist die Aufgabe einer synodalen Kirche. Der Kampf gegen die Armut beginnt beim Zuhören auf die Wünsche und Sehnsüchte, im Wahrnehmen der Hoffnungen der Armen. Erst dann können wir sie ermächtigen, ihr Leben selbstbestimmt in die eigenen Hände zu nehmen und gleichberechtigte Kinder Gottes und Bürger dieser Welt zu werden.
Hinweis
Prof. Dr. Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und Teilnehmer der Weltbischofssynode zur Synodalität in Rom. Für katholisch.de berichtet er in einem eigenen Blog regelmäßig von seinen Eindrücken aus der Synodenaula.