Eine synodale Kirche: Mehr Wohlwollen, weniger Häresieverdacht
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Beim Pausenkaffee sprach ich dieser Tage mit einem italienischen Synodenteilnehmer über unsere Wünsche für eine synodale Kirche und ein synodales Miteinander. Seine Antwort hat mich berührt: "Dobbiamo vivere insieme – senza sospetto!"
Zusammenleben ohne gleich den anderen zu verdächtigen, nicht mehr katholisch zu sein oder sein zu wollen.
Ich nenne das eine Haltung des Wohlwollens. Wenn eine synodale Kirche eine Kirche des gegenseitigen Wollwollens wird, dann fühlen wir uns nicht von jeder Meinung, die sich von meiner unterscheidet, angegriffen und an den Rand gestellt. Weniger Häresieverdacht, mehr Vertrauen in die Glaubenstreue der Schwestern und Brüder. Eine Synodalität des Wohlwollens wird auch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ortskirchen und den Herausforderungen, vor denen sie stehen, ernst nehmen und mit Interesse begleiten. Sie wird das mehr im Gebet als in der permanenten Kritik tun. Eine synodale Kirche des Wohlwollens wird eine neugierige und fragende Kirche sein und zugleich eine Kirche, die angstfrei von ihren eigenen Sorgen berichten kann. Sie wird nicht fürchten, sich für ihre synodalen Entscheidungen rechtfertigen zu müssen, sondern kann darauf hoffen, von den Brüdern und Schwestern Unterstützung und Verständnis und wenn nicht dieses, so doch wenigstens Toleranz und Geduld entgegengebracht zu bekommen.
Von einer solchen synodalen Kirche träume ich – wohlwollend zusammenleben – ohne Verdacht: Vivere insieme – senza sospetto!
Hinweis
Prof. Dr. Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und Teilnehmer der Weltbischofssynode zur Synodalität in Rom. Für katholisch.de berichtet er in einem eigenen Blog regelmäßig von seinen Eindrücken aus der Synodenaula.