Synodalität ist nicht nur Form, sondern auch Inhalt!
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Kann man eine Synode allein über die Frage der Synodalität abhalten? Das fragen sich viele in diesen Tagen. Die Berichte mancher Synodenteilnehmer in Presse-Briefings des Vatikans hinsichtlich theologischer oder ethischer Themen zeigen mir dabei ziemlich deutlich, dass Synodalität gerade nicht einfach nur eine nette Form der Kommunikation darstellen kann und will, sondern dass es bei der Frage einer synodalen Kirche in Zukunft darauf ankommen wird, wie man in ihr zu Entscheidungen gelangen wird. Solche Entscheidungen haben notwendigerweise Inhalte, sonst sind sie unnötig.
Aber bei dieser Synode soll es eben nicht in erster Linie um solche Inhalte gehen, sondern um die Weise, wie wir in der Kirche und als Kirche in den kommenden Jahrzehnten auch mit umstrittenen Inhalten umgehen werden. Es geht also um die Frage, ob es möglich ist, Differenzen und Unterschiede so miteinander zu behandeln und zu besprechen, dass nicht nur den beteiligten Diskussionspartnern, sondern allen Menschen – Getauften wie Nichtgetauften – deutlich wird, dass solche Entscheidungen in der Kirche geistliche Prozesse darstellen, dass sie also Formen des miteinander Ringens um den besten Weg in der Nachfolge Jesu sein sollen. Was in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit oft genug als kirchenpolitische und mitunter auch als ideologische Streitereien wahrgenommen worden ist, macht uns als Kirche nicht glaubwürdiger, sondern bestätigt viele Menschen in ihrer Meinung, dass es bei uns Christen auch nicht anders zugeht als anderswo.
Der Auftrag Jesu an die Kirche lautet aber hier: "Bei euch soll es nicht so sein!" (Mk 10,43).
Die Grundfrage der Synode lautet für mich also: Wie gelingt es der Kirche, glaubwürdig deutlich zu machen, dass sie als Volk Gottes Sendung und Auftrag Jesu hört und seinem Wort und Beispiel nachfolgen will. Da sind Vorurteile und Ausgrenzung fehl am Platz. Denn Christus schließt niemanden aus, sondern er lädt auch jene in sein Reich ein, die manch andere gerne erst einmal als Sünder aus der Gemeinschaft ausschließen wollten. Jesus wendet sich allen Menschen zu. Er schenkt ihnen als erstes seine Nähe, hält sogar Mahl mit ihnen. Erst diese voraussetzungslose Begegnung mit ihm, dem liebenden Wort Gottes, führt dann Menschen dazu, sich selbst zu hinterfragen und ihr Leben aus dieser Begegnung mit Gott zu verändern. Die Menschen mit Gott und miteinander in Beziehung zu bringen – diesem Auftrag Jesu sieht sich eine synodale Kirche der Zukunft verpflichtet. Das macht es nicht leichter, zu handeln und zu entscheiden, aber wir sind dann zumindest in bester Gesellschaft unterwegs – mit Jesus nämlich.
Hinweis
Prof. Dr. Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und Teilnehmer der Weltbischofssynode zur Synodalität in Rom. Für katholisch.de berichtet er in einem eigenen Blog regelmäßig von seinen Eindrücken aus der Synodenaula.