Schwartz auf Weiß – Der Blog aus der Aula der Weltsynode: Teil 11/2024

Jugend verändert die Kirche – doch in Synodenaula unterrepräsentiert

Veröffentlicht am 23.10.2024 um 11:30 Uhr – Von Thomas Schwartz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wenn es darum geht, die Kirche missionarisch und synodal umzuformen, ist für Thomas Schwartz besonders eine Gruppe relevant: die Jugend. In seinem neuen Blog-Beitrag schreibt er über junge engagierte Katholiken – und ihr Fehlen in der Synodenaula.

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Nachdem am Montag der erste Entwurf des Schlussdokumentes der Synode verteilt wurde und zwar rein physisch – ich schätze mal, dass dafür insgesamt ungefähr gut 20.000 Seiten Papier bedruckt werden mussten, wenn alle Synodenmitglieder, geschwisterliche Delegaten, besondere Gäste, die Experten und alle, die sonst noch mit dem Dokument befasst sind, je ein Exemplar in die Hand gedrückt bekommen haben –, wurde am Dienstag in freien Beiträgen im Plenum und in unseren Arbeitsgruppen an diesem Papier gearbeitet und das wird auch noch bis Mittwochmittag weitergehen. Im vergangenen Jahr wurden knapp 1.200 Änderungsvorschläge gemacht. Wieviel es in dieser finalen Versammlung sein werden, vermag ich nicht zu sagen.

Das gehört wohl zu einer solchen Synode und es ist ja auch nicht schlecht, wenn Meinungen ausgetauscht und Änderungswünsche eingebracht werden. Es wird ja, so hat ein Kommentator auf dieser Seite schon bemängelt, eh zu wenig gestritten. Sei's drum. Das ist alles in allem anstrengend und bedeutet manchmal für jemanden wie mich, der als "Invitato Speciale" nur Vorschläge machen, aber nicht selbst darüber abstimmen kann, auch, richtig viel geduldige Überzeugungsarbeit bei den anderen Teilnehmern meiner Arbeitsgruppe zu leisten.

Umso schöner sind dann die Begegnungen, die man macht, wenn man abends die Synodenaula verlässt, vielleicht noch mit der einen oder anderen Kollegin oder einem Kollegen etwas gegessen hat und dann gemütlich in seine Unterkunft zurückläuft. Ich habe in diesen Wochen schon mehrere Male junge engagierte Katholikinnen und Katholiken aus den Jugendverbänden von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol getroffen, also aus dem ganzen deutschen Sprachraum. Das ist für mich immer ein schöner Moment, der sogar schlechte Laune verschwinden und Stimmung aufzuhellen vermag.

Jugend ist deutlich unterrepräsentiert

Gestern Abend war das auch der wieder der Fall. Gedankenverloren war ich gerade beim Petersplatz angekommen, als mir ein fröhliches "Hallo, Herr Schwartz" zugerufen wurde. Frohe, mutige, lächelnde, hoffnungsvolle Gesichter. Junge Menschen voller Elan, die mit Energie und großer Hoffnung die Synode und auch uns Teilnehmende begleiten. Junge Leute, die kritische, aber vor allem ehrliche Gespräche mit uns Synodalen führen und uns immer wieder durchaus fordernd ermutigen, die Jugend nicht zu vergessen.

Überhaupt die Jugend. Sie ist in der Aula Pauls VI. deutlich unterrepräsentiert. Dabei kommt es gerade auf sie an, wenn es darum geht, die Kirche missionarisch und synodal umzuformen. Es wird nach der Synode die große Aufgabe für uns sein, mit allen Menschen, besonders aber eben auch mit den jungen Leuten, die immer noch in der Kirche aktiv sind, den Weg einer glaubwürdigen, partizipativen und synodalen Kirche zu gehen. Das wird eine Kirche sein, in der jeder und jede eine Stimme haben wird, in der es keine Ausgrenzung aus welchen Gründen auch immer mehr geben wird. Eine Kirche, in der alle Getauften miteinander geschwisterlich einen Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe gehen werden und dadurch Zeugnis für einen Gott ablegen, der für alle Welt eine frohmachende Botschaft des Lebens bereithält.

Eine solche Kirche wird einladend und missionarisch sein, weil sie neugierig macht. Es wird eine Kirche sein, die jung hält, auch wenn man älter wird. In den Augen der jungen Leute kann ich sie schon sehen. Es ist eine schöne Vision. Die dürfen wir in der und für die Kirche haben, ohne zum Arzt gehen zu müssen. Mehr noch: Wir brauchen sie – die Visionen – und die jungen Leute, die sie im Geist Christi verwirklichen werden. Sie merken: Jugend bewegt!

Von Thomas Schwartz

Hinweis

Pfarrer Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und Teilnehmer bei der Weltsynode in Rom. In seinem Blog schreibt er in regelmäßigen Abständen über seine Erlebnisse und Eindrücke. – Renovabis hat seit 1993 zur Erneuerung von Kirchen und Gesellschaften in 29 Ländern Mittel- und Südost- Osteuropas beigetragen. Bis heute wurden dabei mit rund 870 Millionen Euro mehr als 26.000 Projekte von Partnerorganisationen vor Ort unterstützt.