Schwartz auf Weiß – Der Blog aus der Aula der Weltsynode: Teil 12/2024

Die klerikale Modenschau – Am Ende doch nur eine Bischofs-Synode?

Veröffentlicht am 25.10.2024 um 11:10 Uhr – Von Thomas Schwartz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Am Samstag steht die wichtigste Sitzung der Weltsynode an. Ein strikter Dresscode für Geistliche wird dabei zu einer regelrechten klerikalen Modenschau führen, schreibt Thomas Schwartz in seinem Blog-Beitrag. Das sei nur leider nicht synodal.

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Für den Donnerstag und Freitag dieser letzten Woche der Synode steht im offiziellen italienischen Ablaufprogramm das einfache Wort "Vacanze", was vereinfacht mit "Ferien" oder auch "Freizeit" übersetzt werden kann. Sie sind aber eher eine Art synodale Verfügungsmasse für bislang verpasste Gelegenheiten (bspw. das Gespräch mit dem Präfekten des Glaubensdikasteriums, Kardinal Fernández, zur Arbeit seiner Arbeitsgruppe zur Rolle und Bedeutung der Frau). Oder sie dienen als Möglichkeiten zu einer notwendigen Erholung für das, was allen Teilnehmern am Samstag als Endspurt der Versammlung bevorstehen wird: die Schlussabstimmung über den finalen Abschlusstext nämlich. Für die Redaktionsteams des Generalsekretariats hingegen sind diese beiden Tage notwendig, um die unzähligen Änderungsvorschläge, die aus der Runde aller Synodalen in den vergangenen Tagen eingegangen sind, in den Text einzuarbeiten und ihn auch sprachlich und stilistisch so zu formen, dass er als Abschlussdokument taugt. Man beneidet die Frauen und Männer, die in diese Arbeit involviert sind, weiß Gott nicht.

Ich für meinen Teil nutze diese beiden "freien Tage", um in Berlin an den Gremiensitzungen von Renovabis teilzunehmen und noch einige weitere Termine in der Hauptstadt zu absolvieren. "Ferien" sind das gewiss nicht und auch "Erholung" sieht anders aus. Aber es gibt eben noch ein Leben neben und jenseits der Synode. Eines aber ist wichtig: Am Samstag habe ich wieder morgens rechtzeitig in der Synodenaula anwesend zu sein, um an der wichtigsten Sitzung der Synode dabei zu sein.

Bei solchen wichtigen Gelegenheiten fragen der gewöhnliche Mann und die gewöhnliche Frau ja oft, was er bzw. sie anziehen sollen. Ich habe es da recht einfach: am besten ein schwarzer Anzug und ein schwarzes Priesterhemd. Da kann ich eigentlich nichts falsch machen. Toll war es bereits im letzten Jahr, als einige Frauen, die als Delegierte aus Afrika entsandt sind, in ihren wunderschönen und farbenprächtigen Roben in der Synodenaula erschienen. Ich hoffe, diese Farbtupfer auch in diesem Jahr wieder bewundern zu dürfen.

Farbtupfer wird es am Samstag viele zu sehen geben, aber...

Obwohl: Farbtupfer wird es am Samstag viele zu sehen geben. Denn für die anwesenden Bischöfe, Erzbischöfe, Kardinäle und für Großerzbischöfe und Patriarchen der orientalischen katholischen Kirchen gilt am Samstag ein strikter Dresscode. Sie haben ihre bischöflichen Soutanen in der Farbe ihres Ranges zu tragen, das entsprechende Scheitelkäppchen, das italienisch "Zucchetto" und lateinisch "Pilleolus" genannt wird, und natürlich das violette oder purpurfarbene "Cingulum" um die Taille. Es wird eine richtiggehende klerikale Modenschau werden.

Leider nicht synodal. Denn wie gesagt: Für nichtbischöfliche Synodenmitglieder gibt es keine Kleiderregeln. Manche werden fragen: Warum macht man am letzten und entscheidenden Tag der Synode ein solches Aufhebens um die Kleidung? In den vergangenen fast vier Wochen sind die Bischöfe und Kardinäle zwar meist im dunklen Anzug an den Runden Tischen gesessen, aber es gab eben auch solche, die schon einmal einfach mit Jeans und Pullunder über dem Priesterhemd in die Synodenaula kamen – und niemand, wirklich niemand hat sich daran gestört. Als ich ein Mitglied der Versammlung auf diesen Umstand aufmerksam machte, bekam ich eine interessante Antwort, die mir doch zu denken gibt: "Am Ende ist es doch eine Bischofssynode. Und irgendwann zeigt sich das eben auch." Ein anderer Synodaler meinte hingegen: "Es ist ein feierliches Geschehen. Da zieht man halt das beste Gewand an."

Man kann sich dabei denken, was man will. Ich weiß nur, was mir ein Purpurträger dazu ins Ohr geraunt hat: "Weißt Du, das Zeug ist furchtbar unbequem." – Eine meiner guten Freundinnen würde das allerdings mit ihrem herrlich spitzen Mundwerk wie folgt kommentieren: "Wer schön sein (oder entscheiden?) will, soll ruhig leiden!"

Von Thomas Schwartz

Hinweis

Pfarrer Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und Teilnehmer bei der Weltsynode in Rom. In seinem Blog schreibt er in regelmäßigen Abständen über seine Erlebnisse und Eindrücke. – Renovabis hat seit 1993 zur Erneuerung von Kirchen und Gesellschaften in 29 Ländern Mittel- und Südost- Osteuropas beigetragen. Bis heute wurden dabei mit rund 870 Millionen Euro mehr als 26.000 Projekte von Partnerorganisationen vor Ort unterstützt.