Der Brief der Synode an das Volk Gottes: "Und sie bewegt sich doch!"
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Mit großer, ja überwältigender Mehrheit, ist der "Brief der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode an das Volk Gottes" verabschiedet worden. Er enthält einige wichtige Elemente, die im ersten Entwurf, der am vergangenen Montag verabschiedet werden sollte und doch noch einmal überarbeitet werden musste, nicht enthalten war. So wird nun davon gesprochen, dass "zum ersten Mal auf Einladung des Papstes Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen" waren, an einem Tisch zu sitzen, mitzureden und auch mitzustimmen. Wir wissen alle aus eigener Lebenserfahrung: Beim ersten Mal bleibt es in aller Regel nicht…
Der Brief an das Volk Gottes wendet sich auch an Menschen, die Gott suchen, aber nicht der Kirche oder einer anderen christlichen Gemeinschaft angehören. Auch ihnen soll zugehört werden. Gerade sie sind ja diejenigen, zu denen wir alle als Getaufte gesandt sind.
Die Kirche müsse, so heißt es, "unbedingt allen zuhören". Ich will jetzt keine intensive Wortexegese betreiben, aber für mich bedeutet "unbedingt", eben keine Bedingungen zu stellen, "alle" schließt niemanden aus, ist ein ganz und gar inklusiver Begriff und "zuhören" meint Hinwendung, Aufgeschlossenheit, Bereitschaft zum Verstehen. Dass dabei ausdrücklich auch jene benannt werden, die sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen, ist eine der "Sternstunden", von denen ich bereits in einem anderen Blog gesprochen habe.
Es scheint, dass manche kircheninterne Kritiker der Synode, die nichts von der sonst geübten Diskretion zu halten scheinen, dies ziemlich genau verstanden haben. Ob aus dem Zuhören auch Verständnis und Anteilnahme erwächst, wird sich erst erweisen müssen. Deswegen ist dieser Brief an das Volk Gottes sicher noch keine "kopernikanische Wende" der Synode, erst recht nicht der ganzen Kirche. Aber einige Synodenteilnehmer haben es nach der Abstimmung zumindest mit Galileo Galilei gehalten, als sie einander zuflüsterten: "Und sie bewegt sich doch!"
Hinweis
Prof. Dr. Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und Teilnehmer der Weltbischofssynode zur Synodalität in Rom. Für katholisch.de berichtet er in einem eigenen Blog regelmäßig von seinen Eindrücken aus der Synodenaula.