Zuhören schlaucht! Wenn Synodale drauflosreden, ohne konkret zu werden
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Eine synodale Generalversammlung kann mühsam, mitunter auch langweilig sein. Das ist besonders dann der Fall, wenn diejenigen, die bei den sogenannten "freien Interventionen", wo sich jeder Teilnehmer zu Wort melden kann, um einen Beitrag abzugeben, nicht an die Themen halten, die vorher vom Plenum in einer Abstimmung festgelegt worden sind.
Man bekommt dann manchmal Dinge zu hören, von denen man annehmen muss, dass sie der oder die Intervenierende schon lange einmal der Versammlung mitgeben wollte, bislang aber in der Rednerliste einfach noch nicht berücksichtigt werden konnte. Und dann wird munter drauflosgeredet ohne Rücksicht auf den vorgegebenen inhaltlichen Bezugspunkt. Das ermüdet und führt die Versammlung auch nicht wirklich weiter, denn es werden entweder lehrreiche Sermone oder gerne auch einmal spirituelle Besinnungsaufsätze verlesen. Beides soll aber eigentlich bei den Beiträgen während der Generalkongregationen vermieden werden. Darauf weist denn auch das Tagungspräsidium der Synode regelmäßig hin – mit mehr oder weniger Erfolg. Es wird jeweils eine Orientierungsfrage an das Plenum gestellt, zu deren Beantwortung ganz konkrete Vorschlage hören möchte, und zwar immer unter der Leitfrage, wie Synodalität in den verschiedenen Kontexten, über die man miteinander im Gespräch ist, umgesetzt und verwirklicht werden kann.
Forderung, konkret zu werden
Eine solche Einladung, ja Forderung zur Konkretion scheint man wohl bei einer Synode genauso erst lernen zu müssen, wie zuvor schon die Konversation im Geist als die Weise, aufeinander hörend und wertschätzend miteinander ins Gespräch zu kommen.
Woran das liegt, weiß ich auch nicht. Aber es könnte ja zumindest sein, dass in den letzten Jahrzehnten die Bischofssynoden sich oft genug darin genügten, Altbekanntes noch einmal neu und auf das jeweilige Thema der Synode bezogen, zu wiederholen. Wenn doch etwas Neues und gegebenenfalls Provozierendes gesagt wurde, wurde das schnell als nicht der Tradition entsprechend oder als nicht von einer Synode zu regeln vom Tisch gewischt. Das ist aber bei dieser Synode weder gewünscht noch sinnvoll. Denn es ist den meisten Teilnehmern klar, dass sich vieles in der Kirche ändern muss, wenn sie ihren Auftrag und ihre Sendung in einer sich immer schneller wandelnden Welt mit immer neuen Herausforderungen glaubwürdig erfüllen soll. Über das Faktum ist man sich einig. Aber es hakt an der Frage des "wie". Wenn man da keine Antworten hat, versucht man es eben manchmal mit frommen theologischen Meditationen und hofft vielleicht insgeheim, dass andere konkreter werden. Und ohne zu viel zu verraten: Immer, wenn das während der Freien Interventionen geschieht, wird dankbar Applaus gegeben.
Hinweis
Pfarrer Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und Teilnehmer bei der Weltsynode in Rom. In seinem Blog schreibt er in regelmäßigen Abständen über seine Erlebnisse und Eindrücke. – Renovabis hat seit 1993 zur Erneuerung von Kirchen und Gesellschaften in 29 Ländern Mittel- und Südost- Osteuropas beigetragen. Bis heute wurden dabei mit rund 870 Millionen Euro mehr als 26.000 Projekte von Partnerorganisationen vor Ort unterstützt.